Feuchttücher sind praktische Begleiter für Dich und Dein Baby und gehören mittlerweile zur Grundausstattung für viele Eltern. Laut Ökotest verwenden über 96% der Eltern Feuchttücher. Aber: Herkömmliche Feuchttücher aus dem Handel sind meist echte Chemiekeulen und enthalten oftmals problematische Stoffe. Ökotest untersuchte in den Jahren 2014 und 2020 viele verschiedene Feuchttüchermarken. Beide Tests führten eher zu verhaltenen Ergebnissen. Obwohl sich die Ergebnisse seit 2014 verbessert haben, schnitten 2020 noch immer ein Drittel der Produkte nur mit der Note „Befriedigend“ bis „Mangelhaft“ ab. Nun aber die gute Nachricht: Du musst nicht auf Feuchttücher verzichten, denn du kannst nachhaltige Feuchttücher selber machen. Selbstgemachte Feuchttücher sind schnell und unkompliziert gemacht.
Feuchttücher selber machen: Was kannst Du für die Reinigung des Babypos verwenden?
Lösung 3: Feuchttücher selber machen
Nach den ersten zwei Lösungen möchten wir Dir hier zeigen, wie Du Feuchttücher selber machen kannst – und zwar ganz einfach und schnell. Das Rezept für selbstgemachte Feuchttücher ist eine Empfehlung von Stoffwindelberaterin und Gesundheitswissenschaftlerin Jessica Sawatzke von Stoffwindelliebe Berlin. Die Feuchttücher bestehen aus einer reinigenden und einer pflegenden Komponente, nämlich einem Öl und Wasser sowie dem Tuch zum Aufnehmen des Schmutzes. Eine Feuchttuchbox bekommst Du bei NoWasteWrapping*.
Zutaten:
- 15 Waschlappen mit ca. 20×20 cm Größe
- 1 Teelöffel Kokosöl, Mandelöl, Lavendelöl oder Olivenöl (in Bioqualität)
- 200 ml abgekochtes Wasser
- 1 wasserdichte Feuchttuchbox* oder 1 kleiner Wetbag
- 1 Wäschenetz oder 1 (zusätzlicher) kleiner Wetbag
Anwendung:

Schritt 1: Den Teelöffel Öl in das abgekochte (!) Wasser einrühren. Es ist wichtig, das Wasser tatsächlich aufkochen zu lassen, denn nur so ist es keimfrei.

Schritt 2: Die Waschlappen in die Box hineinlegen und so falten, dass sie gut und ohne Überstand in die Box passen. Die Foxy Baby Waschlappen aus Teddyplüsch werden zum Beispiel gedrittelt. Alternativ kannst Du auch einen kleinen Wetbag zur Aufbewahrung nehmen.

Schritt 3: Nun die Waschlappen direkt in der Box oder dem Wetbag mit dem Öl-Wasser-Gemisch übergießen. Die selbstgemachten Feuchttücher sind direkt einsatzbereit.

Schritt 4: Die verschmutzten Tücher zu Hause in ein Wäschenetz oder unterwegs in einen Wetbag geben bis sie gewaschen werden.
Die Feuchttücher können so 2 Tage lang verwendet werden.
Die Tücher kannst du mit der normalen Wäsche bei 60° Celsius waschen oder falls du Stoffwindeln verwendest einfach mit in die Stoffwindelwäsche geben.
Lösung 2: Waschlappen und klares Wasser
Zu Hause verwenden wir fast ausschließlich weiche Waschlappen, mit lauwarmem Wasser. Dies wird auch von Ökotest im Fazit zum Feuchttüchertest empfohlen. Sollte der Wickeltisch nicht im Badezimmer stehen, kannst Du Dir morgens zum Beispiel eine kleine Thermoskanne mit lauwarmen Wasser vorbereiten sowie eine leere, kleine Waschschüssel oder Waschschale hinstellen, um Dein Baby im Laufe des Tages mit klarem Wasser abzuwaschen. Die Waschschüsseln / Waschschalen gibt es mittlerweile schon in Ausführungen, die Du an den Wickeltisch anbringen kannst. Alternativ tut es aber auch eine kleine Schüssel oder Dose aus der Küche. Zum Waschen Deines Babys lässt Du ein bisschen Wasser aus der Thermoskanne in die Waschschüssel / Waschschale ein und tauchst hier den Waschlappen ein. Bei großen Geschäften kann es sein, dass Du das Wasser austauschen musst. So kann es sinnvoll sein, dass du zwei Waschschüsseln / Waschschalen verwendest. Im Anschluss kannst du die benutzten Waschlappen in einen Wetbag, also eine Nasstasche, legen bis sie gewaschen werden.
Spartipp: Du möchtest nicht extra Waschlappen anschaffen? Du kannst auch alte Handtücher recyceln und sie ganz einfach zu Waschlappen nähen. Die Handtücher schneidest du auf die gewünschte Größe der Waschlappen zu und umkettelst das Ganze mit einer Nähmaschine. Fertig ist der DIY-Waschlappen aus alten Handtüchern!
Wichtig: Lass den Po Deines Babys vor dem Anlegen der Windel gut trocknen oder trockne ihn mit einem weichen Waschlappen ab.

Lösung 3: Öl zur Reinigung
Auch Öl eignet sich sehr gut für die Reinigung des Babypopos. Öl ist pflegend für die Haut und kann angetrockneten Schmutz, der z.B. schnell bei hartem Stuhl entsteht, sehr gut wegwischen. Um den Popo Deines Babys mit Öl zu reinigen, empfehlen wir zwei Alternativen.
Bei beiden solltest Du den Po Deines Babys vor dem Anlegen der Windeln wieder gut an der Luft trocknen lassen oder selbst sanft mit einem weichen Waschlappen abtrocknen.
Happy Bottom Kit
Erstens hat das Unternehmen Bamboolik das „Happy Bottom Kit“* herausgebracht, das alles enthält, was Du für die sanfte und nachhaltige Reinigung des Babypopos benötigst. Dieses Set ersetzt Feuchttücher ganz easy und vollständig und zwar auch unterwegs und auf Reisen. Was beinhaltet das Set?
- 10 waschbare Tücher in der Größe 20×20 aus weicher Viskose
- 1 waschbare Tasche Größe XS, in der alle Utensilien aufbewahrt werden können
- 1 kleiner Wetbag / Nassack
- 100 ml Waschöl
- 1 kleine leere Sprühflasche zum Herstellen und Aufbewahren der Waschemulsion
Das Happy Bottom Öl* besteht aus natürlichen, pflanzlichen Ölen, welche zur Herstellung einer Waschemulsion zusammen mit abgekochtem Wasser in die Sprühflasche gegeben werden. Ruckzuck entsteht so nicht nur ein reinigendes, sondern auch ein pflegendes Produkt.
Anwendung:
Wasser abkochen und abkühlen lassen
- Öl bis zur Markierung in die leere Sprühflasche einfüllen
- Sprühflasche mit dem abgekochten Wasser auffüllen
- Das Gemisch vor jeder Anwendung gut schütteln
- Auf die beiliegenden Waschlappen geben oder direkt auf die Haut aufsprühen

Kostengünstigere Variante mit Öl
Bei der kostengünstigeren Variante kannst Du verschiedene Öle, wie z.B. Olivenöl oder Mandelöl, verwenden, um den Po Deines Babys zu reinigen. Hierbei kannst Du analog wie bei dem fertigen Kit von Bamboolik vorgehen, wenn Du eine geeignete Sprühflasche zur Hand hast. Alternativ kannst du auch immer vor dem Waschen einen Tropfen des Öls auf den nassen, lauwarmen Waschlappen geben und damit den Popo Deines Babys abwischen.

Wir wünschen Dir viel Spaß beim Ausprobieren dieser kostengünstigen und nachhaltigen Alternativen zu Feuchttüchern.
Gute Gründe für Feuchttücher selber machen
Bestandteile herkömmlicher Feuchttücher
Wenn Du schon einmal feuchte Textilien oder Handtücher vergessen hast zu trocknen, weißt Du, dass diese nach relativ kurzer Zeit schlecht riechen und Schimmel bilden. Gleiches müsste ja eigentlich auch für Feuchttücher gelten, oder? Nein, herkömmliche Feuchttücher können über Jahre gelagert werden, ohne dass die oben beschriebenen natürlichen Prozesse einsetzen. Dies liegt vor allem an den verschiedenen künstlichen Zusatzstoffen, die für die Konservierung und den Duft sorgen. Diese Stoffe, dazu zählen zum Beispiel Polyaminopropyl Biguanide (PHMB), PEG-Derivate oder halogenorganische Verbindungen, sind zum Teil jedoch hoch problematisch. PHMB beispielsweise ist aufgrund seiner erbgutverändernden und krebserregenden Wirkung in Kosmetik bereits seit 2015 verboten. PEG-Derivate macht die Haut für Fremdstoffe durchlässig und auch die halogenen Inhaltsstoffe können Allergien begünstigen und Krebs erregen. Hinzu kommen in vielen Fällen noch Tenside, Alkohol, Parabene sowie Parfumstoffe. Beim Feuchttücher selber machen, kannst Du all diese Zusatzstoffe vermeiden.
Polyaminopropyl Biguanide (PHMB)
PHMB wird normalerweise in der Medizin als hochwirksames Antiseptikum eingesetzt, um schlecht heilende oder infizierte Wunden zu behandeln. Dort löst es schon bei einer geringen Konzentration von Bakterien deren Zelltod aus. Unzählige Versuche an Tieren und Menschen haben gezeigt, dass PHMB erbgutverändernd krebserregend und fortpflanzungsgefährdend wirkt. Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass es giftig beim Einatmen ist. Daher wurde PHMB bereits seit 2015 in Kosmetika verboten. Ob sich PHMB in einem Produkt befindet, erkennst Du an folgenden Inhaltsbezeichnungen Polyaminopropyl Biguanide, Polihexanid, Polyiminocarbonylimidoyl, -iminocarbonylimidoylimino-1,6-hexandiyl, -hydrochlorid, Polyhexamethylenbiguanid oder den verwendeten Handelsnamen Cosmocil CQ, Baquacil und Vantocil.
PEG-Derivate
PEG-Derivate kommen in so ziemlich allen Produkten der Kosmetikindustrie vor und werden hier als Emulgatoren oder Tenside eingesetzt. Sie finden aber auch in weiteren Bereichen wie der Pharmazie, Medizin, Lebensmittelbranche sowie Industrie ihren Einsatz als Konservierungsstoff, Wirkstoffträger, Weichmacher, Trocknungsmittel und Bindungsmittel. PEG-Derivate werden aus Erdöl hergestellt und stellen damit eine erhebliche Belastung für die Umwelt dar. Über die Verwendung in Kosmetika und Feuchttüchern gelangen sie ins Grundwasser und schädigen dort Flora und Fauna. Doch auch für Menschen wirken PEG-Derivate schädigend: Sie können Allergien auslösen, Krebs erregen und machen die Haut durchlässiger für Fremdstoffe. Dies wiederum wirkt bei Feuchttüchern, die oft aus einem Cocktail schädigender Substanzen bestehen, besonders fatal. Da so die schädigenden Stoffe in die Haut Deines Babys problemlos eindringen können. Du erkennst, ob PEG-Derivate im Produkt enthalten sind, an folgenden Bezeichnungen PEG- in Kombination mit einer Zahl (z.B. PEG-7).
Halogenorganische Verbindungen
Hierbei handelt es sich um eine Gruppe mehrerer Tausend Substanzen, die Jod, Chlor und Brom beinhalten. Sie sind hoch reaktiv und reichern sich schnell in der Umwelt an. Die Substanzen sind zum Teil krebserregend und/oder allergieauslösend. Fast alle schädigen die Umwelt sehr stark. Sie werden in Kosmetika sehr häufig eingesetzt, da sie antimikrobiell wirken und so als Konservierungsstoff eingesetzt werden können. Ob sich halogenorganische Verbindungen in einem Produkt befinden erkennst du an Inhaltsstoffen mit folgenden Zusätzen Chloro, Bromo, Fluoro oder Jod / Iodo.
Parabene
Diese Stoffe werden als antibakterieller Konservierungsstoff in der Kosmetikindustrie häufig eingesetzt. Ob Parabene gefährlich sind, ist umstritten. Es lässt sich jedoch mit Sicherheit sagen, dass seine chemische Struktur sehr ähnlich zum Östrogen, also zum weiblichen Geschlechtshormon, ist. Da sie zusätzlich sehr einfach über die Haut absorbiert werden können, können Parabene den Hormonhaushalt von Menschen und Tieren stören. Parabene lagern sich zudem im Körper des Menschen ab, wie eine umfassende amerikanische Studie gezeigt hat. Weitere Versuche an Tieren haben zudem nachgewiesen, dass es zu einer Verweiblichung kommen kann, d.h. Männchen produzieren weniger Testosteron und die Gebärmutter bei Weibchen vergrößert sich. Eine hohe Konzentration wurde darüber hinaus im Tumorgewebe von Brustkrebs gefunden, wobei noch nicht gesichert ist, ob Parabene tatsächlich der Auslöser von Krebserkrankungen sind. Da man noch nicht sicher weiß, ob Parabene gesundheitliche Folgen nach sich ziehen, sind bestimmte Parabene bereits heute verboten oder nur in geringen Mengen zugelassen. In Dänemark sind alle Parabene in Produkten für unter dreijährige Kinder schon jetzt verboten. Du erkennst Parabene in der Inhaltsstoffeliste sehr einfach an dem Zusatz –paraben (z.B. Methylparaben, Butylparaben etc.)
Alkohol & Parfumstoffe
Alkohol in Feuchttüchern soll ebenfalls konservieren, trocknet die Haut aber stark aus.
Duftstoffe in Feuchttüchern sorgen zwar für einen angenehmen Geruch, können aber auch zu Hautreizungen im Windelbereich führen, Kontaktallergien auslösen und schlussendlich zu Juckreiz und Hautausschlag führen. Auch wenn natürliche Duftstoffe wie Limonene, Citronellol oder Geraniol verwendet werden, kann dies schaden. So sind alle drei Duftstoffe beispielsweise in der EU-Liste der deklarationspflichtigen Allergenen enthalten. Darüber hinaus wurde zum Beispiel Limonene in Tierversuchen in Zusammenhang mit Nierenkrebs gebracht.
Herkömmliche Feuchttücher und wunder Po
Durch die Inhaltstoffe in den Feuchttüchern kann ein wunder Po oder sogar ein Windelpilz bei Deinem Baby entstehen. Die Hautschutzfunktion Deines Babys ist noch nicht so stark ausgeprägt wie bei einem Erwachsenen und das feuchtwarme Klima in der Einwegwindel weicht die Haut weiter auf. Dies sind die idealen Bedingungen, dass die Chemikalien aus den herkömmlichen Feuchttüchern in die Haut eindringen können. Es kann dann zu Hautirritationen sowie zu einem roten, wunden Po kommen.
In einem anderen Beitrag, erfährst Du, wie Du einem wunden Po vorbeugen und ihn behandeln kannst, so können z.B. auch Stoffwindeln helfen einem wunden Po vorzubeugen.

Herkömmliche Feuchttücher und Umweltverschmutzung
Verzopfungen in der Kanalisation
Feuchttücher sind in vielerlei Hinsicht problematisch für die Umwelt. Feuchttücher lösen sich – im Gegensatz zu den Herstellerangaben – selbst nicht auf. Sie bilden in der Kanalisation sogenannte Verzopfungen, d.h. sie verschlingen sich ineinander zu einem harten meterlangen „Zopf“ und verstopfen dann die Kanalisation oder die Pumpwerke der Abwassergesellschaften. Dies führt dazu, dass Abwasser nicht weitergeleitet werden kann. Dieses Problem kann dann nicht mehr maschinell behoben werden, sondern Mitarbeiter müssen mehrfach pro Jahr in die Pumpwerke einsteigen und die Feuchttücher händisch (!) lösen. Da die Verzopfung oftmals aber schon so hart ist, müssen sie herausgeschnitten oder gehebelt und dabei zum Teil ganze Pumpwerke auseinandergenommen werden. Mittlerweile müssen Teams in einigen Städten einmal am Tag Verstopfungen der Kanalisation beheben. Allein in Hamburg kostet dies dem Steuerzahler mehr als 200.000€ pro Jahr. Daher solltest Du Feuchttücher nie über die Toilette entsorgen, sondern immer über den grauen Müll.
Vermüllung
Ein weiteres großes Problem ist, dass Feuchttücher aus Vlies bestehen, welches nicht biologisch abbaubar ist, da es sich hierbei um ein Plastikprodukt handelt. Es gibt zwar auch Feuchttücher, die mit dem Hinweis „biologisch abbaubar“ versehen sind, doch auch diese Produkte benötigen in der Regel 6 Monate, bis sie sich zersetzt haben. Bereits heute machen Artikel, die fälschlicherweise über die Toilette entsorgt werden (dazu zählen zum Beispiel Feuchttücher und Wattestäbchen), etwa 11% des Plastikmülls an Stränden aus. In einer britischen Studie haben Wissenschaftler im Durchschnitt 35 Feuchttücher pro Kilometer Strandabschnitt gefunden. Darüber hinaus können die synthetischen Inhaltsstoffe bei der Entsorgung über die Toilette ins Grundwasser gelangen und dort schädlich für Tiere und Pflanzen wirken.

Bild- / Videonachweis:
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