Am 01. August beginnt das neue Kita-Jahr und mit ihm die Eingewöhnungen der neuen Kita-Kinder. Vorbei sind die Zeiten, in denen Kinder erst nach ihrem 3. Geburtstag in den Kindergarten kamen: Inzwischen werden bereits Babys ab dem 4. Lebensmonat in den Krippengruppen der Kindertagesstätten fachkompetent betreut und gefördert. Manche Tagespflegestellen nehmen sogar Babys mit wenigen Wochen auf.
Mit den Kleinsten kommen natürlich auch die Windeln in die Kita. Wenn Du den Wunsch hast, Stoffwindeln auch in der Kita zu nutzen, erfährst Du in diesem Beitrag alles, was Du vorab wissen solltest – denn verfasst wurde er von einer erfahrenen Kita-Leitung, die nicht nur selbst Mutter, sondern auch Stoffwindel-Expertin ist!
Eltern, deren Kinder mit Stoff gewickelt werden, haben nicht selten die Befürchtung, spätestens ab dem Zeitpunkt der Fremdbetreuung die Stoffwindel wieder gegen das Wegwerf-Pendant austauschen zu müssen. Häufig behalten sie damit leider Recht. Dabei müssten sie streng genommen noch nicht einmal nachfragen! Welches Elternteil erkundigt sich, ob sie zum Wickeln auch Easy up Parts oder eine bestimmte Marke mitbringen dürften? Genau, niemand – und warum auch, gibt es doch keine Vorgaben darüber, womit in Kitas gewickelt werden darf/muss/soll. Aber dazu später mehr.
Stoffwindel-Eltern bekommen manchmal zu hören, die Stoffwindel sei „aus hygienischen Gründen nicht nutzbar“, „der zeitliche Aufwand nicht leistbar“ oder es wird ganz ohne Begründung mit Verweis auf den Träger abgewiegelt. Doch ist das Verbieten von Stoffwindeln in Kitas überhaupt erlaubt? Schauen wir uns die bestehenden Vorschriften doch einmal genauer an.
Welche Hygienevorschriften bzw. welche Vorschriften zum Thema Wickeln gibt es in der Kita?
Zum einen gibt es arbeitsrechtliche Bestimmungen zum Schutz der Mitarbeiter einer Einrichtung, beispielsweise die Unfallverhütungsvorschrift 82 der DGUV. Diese gibt vor, wie hoch beispielsweise ein Wickelplatz sein sollte, um möglichst rückenschonend arbeiten zu können und, dass der Boden rutschfest sein sollte, um ErzieherInnen und Kinder vor Unfällen zu bewahren.
Jeder Arbeitgeber, in diesem Fall also der Träger bzw. die Einrichtungleitung ist (in Kooperation mit Sicherheitsbeauftragten) verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen und Vorgaben zur Abwendung dieser Gefahren zu treffen. Diese geben den Rahmen vor. Das Wickeln an sich wird hierbei aber nicht thematisiert, vielmehr geht es um einen möglichst unfallverhütenden und gesundheitsschonenden Rahmen des Wickelvorgangs.
Interessanter ist da schon die Biostoff-Verordnung: Sie gilt für Personen, die Kontakt mit potentiell infektiösem Material haben könnte. Hierzu zählt auch alles, was an Ausscheidungen aus einem Kind kommen kann. Deshalb gilt diese Verordnung auch für ErzieherInnen. Jeder Arbeitgeber muss eine Gefährdungsbeurteilung durchführen um potentiellen Gefährdungen durch Schutzmaßnahmen entgegen wirken zu können. Wie überall gibt es auch hier wieder Mindeststandards, die einzuhalten sind.
Die Technischen Regeln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA) geben die Mindeststandards für Schutzmaßnahmen vor. Darunter zählen das zur Verfügung stellen eines Handwaschplatzes mit warmem Wasser, Seife, Handdesinfektion, Hautschutz- & Pflege, Schutzmaterial wie Einmalhandschuhe, leicht zu reinigende Fußböden, Arbeitsflächen und Oberflächen von Arbeitsmitteln. Auch muss ein Hygieneplan mit klar zugewiesenen Aufgaben in jeder Einrichtung vorhanden sein. Dieser sollte allen Mitarbeitern bekannt sein und regelmäßig abgetragen bzw. gegengezeichnet werden. Auch separate Pausenräume und der Verzicht auf lange Fingernägel und Schmuck werden hier geregelt. Nicht zuletzt sind Ausbildung und fachliche Eignung essentiell und Jugendarbeits- sowie Mutterschutz müssen gewährleistet sein.
Hier gibt es keine genauen Vorgaben zum Wickelvorgang an sich, oder? Falsch! Die Biostoff Verordnung schreibt klar in §9 (4) vor, wie die Beschaffenheit eines Behälters zur Aufbewahrung potentiell infektiöser Materialien (wie beispielsweise benutzter Windeln) zu sein hat. Kinder sollten keinen Zugriff auf potentiell gefährdendes Material haben. Dies gilt sowohl für Windeln, als auch für beschmutzte Kleidung.
Hier wird es interessant, denn scheinbar wird nur im Hinblick auf die sachgerechte Lagerung von Wegwerfwindeln wert gelegt, beschmutzte Kleidung allerdings wird meist, so gängige Praxis in vielen Kitas, am Fach des Kindes gelagert. Was auch nicht weiter schlimm ist, allerdings scheinen einfache Plastiktüten hier meist als Schutz auszureichen. Stellt sich die Frage, ob nicht ein Wetbag hygienisch sicherer, da reißfest ist? Denn eigentlich muss sichergestellt werden, dass die beschmutzte Kleidung für Kids unzugänglich aufbewahrt wird.
Niemand würde auf die Idee kommen, Kleidung, die beim Toilettengang (oder dem vergessenen) beschmutzt wurde, in einem Windeleimer zu entsorgen. Beschmutzte Kleidung wird immer mit nach Hause gegeben und dort gewaschen. Warum also sollte das mit Stoffwindeln nicht ebenfalls möglich sein? Wie viele Kitas erfragen und dokumentieren das hygienisch einwandfreie Waschverhalten der Eltern im Bezug auf Unterwäsche und Kleidung? Ich kenne keine. In diesem Sinne erscheint das Argument, Stoffwindeln seien in der Einrichtung nicht möglich, da sie nicht hygienisch einwandfrei wären, unsinnig.
Welche Vorschriften für das Wickeln in Kitas gibt es nun wirklich?
Halten wir fest: Ja, es gibt Vorschriften zur Hygiene in Kindertagesstätten und zum Schutz des Personals. Diese geben vorrangig das Wo (Beschaffenheit des Wickelplatzes, der Materialien) und Wie des Wickelns (angemessene Höhe, keine Zugluft) sowie die Schutzmaßnahmen (Einweghandschuhe, Desinfektion, Pflege, fachgerechte Aufbewahrung) vor, allerdings nicht das Material, womit gewickelt wird! Wichtig ist lediglich, dass schmutzige Windeln, ob Wegwerfprodukt oder Mehrweg, so gelagert werden, dass Kinder keinen Zugriff darauf haben und selbstverständlich muss auch der Windeleimer täglich geleert und desinfiziert werden.
Welcher Zeitaufwand entsteht der Kita für das Wickeln mit Stoff?
Kommen wir zum zweiten großen Argument neben der Hygiene: der Zeit bzw. dem angeblichen Mehraufwand. Jede Einrichtung arbeitet nach einem selbstauferlegten Konzept, an der sich das alltägliche pädagogische Handeln orientieren soll. Jedes Bundesland gibt zur Erstellung einer solchen Konzeption Richtlinien und Handlungshilfen heraus, nicht zuletzt sollten sie sich an geltenden Gesetzen orientieren. Diese Konzepte bilden die Kita als Bildungseinrichtung und nicht als reinen Betreuungsort ab: Lernen erfolgt durch Zuwendung und Erklären, durch Lernen am Modell und wertschätzende, altersgerechte Begleitung.
Bezieht man diese Aspekte auf einen solch intimen Moment wie das Wechseln der Windel, die Begleitung beim Toilettengang, die Hilfestellung beim Wechseln beschmutzter Kleidung oder die Unterstützung beim Prozess des Trockenwerdens, sollte jedem bewusst sein, dass ein fester zeitlicher Rahmen hier wenig sinnvoll und in keinster Weise hilfreich ist. Jetzt könnte man sagen, ErzieherInnen haben auch noch andere Aufgaben und können nicht den größten Teil des Tages mit Windelwechseln verbringen. Wird eben jenes jedoch als Teil des Bildungsprozesses verstanden, ist das Wechseln der Windeln Teil der täglichen Bildungsarbeit und dauert, so lange es eben dauert.
Jedes Einlassen auf Bedürfnisse von Eltern oder Kindern bedeutet letztlich einen Mehraufwand. Nützt er dem Kind und seiner Entwicklung, gehört dieser Mehraufwand zum Berufsbild und sollte berücksichtigt werden. Bei Stoffwindeln besteht der Mehraufwand lediglich darin, sich die Windeln und das Wickeln damit zeigen zu lassen, denn das Waschen erfolgt nicht in der Einrichtung, sondern zuhause. Auch wenn einige Handgriffe erstmal ungewohnt erscheinen, entsteht schnell eine Routine und das Wickeln mit Stoff benötigt nicht mehr Zeit, als das Wickeln mit Wegwerfwindeln. Vorausgesetzt natürlich, dass das System praktikabel ist und sich das Personal darauf einlässt. Bleibt nur das Argument, dass man es eben noch nie gemacht und daher unsicher ist. Hier können Eltern Abhilfe schaffen.
Vorurteile abbauen!
In jeder Eingewöhnung wird auch das Windelwechseln gemeinsam vollzogen. Zuerst wickeln die Eltern in Anwesenheit der BezugserzieherIn, dann übernimmt diese die Aufgabe. Während des Prozesses der Eingewöhnung können Eltern das richtige Anlegen und die Punkte, auf die beim Wickeln mit Stoff geachtet werden sollte, problemlos erläutern und direkt am Kind zeigen. Anschließend üben die MitarbeiterInnen im Beisein der Eltern, dies bietet im Bedarfsfall die Möglichkeit zur Korrektur und Hilfestellung. Da aber das Wickeln mit Stoff kein Hexenwerk ist und ErzieherInnen im Krippenbereich generell Wickelerfahrung haben, sollte die Handhabung von Stoffwindeln recht schnell zur neuen Routine werden.
Halten wir fest, dass es eigentlich keinen wirklichen Grund gegen das Wickeln mit Stoff in der Fremdbetreuung gibt, außer die mögliche Ablehnung auf Grund von Unkenntnis oder Unsicherheit. Daher sollten Eltern, die ihr Kind auch in der Fremdbetreuung mit Stoff gewickelt sehen möchten, mit dem Abbau von Vorurteilen und Ängsten beginnen. Aber wie macht man das am besten?
Selbstverständlich Selbstbewusst
Vorbehalten begegnest Du am besten, indem Du direkt am Modell erklärst, also eine Windel mitbringst und zeigst. Wann der ideale Zeitpunkt hierfür ist, sollten Eltern individuell entscheiden. Hier solltest Du im Hinterkopf behalten, dass eine Frage dem Gegenüber immer die Möglichkeit bietet „Nein“ zu sagen, wohingegen ein klares Statement Sicherheit vermittelt und schwieriger zu verneinen ist.
Ein Beispiel-Elternpaar kommt, womöglich direkt bei der ersten Begegnung mit der Leitung einer Einrichtung, mit der Frage: „Wir würden gerne mit Stoffwindeln in der Kita wickeln, ist das ein Problem?“ Sofort kommen beim Gegenüber eventuell altmodische Vorstellungen oder auch Vorurteile und jede Menge Fragen auf. Wie soll das funktionieren? Müssen die Windeln dann hier gewaschen oder anderweitig gereinigt werden? Wo sollen sie aufbewahrt werden? Das stinkt doch und wohin mit dem großen Geschäft? Müssen wir das anfassen? All diese Fragen ploppen plötzlich auf, eventuell gepaart mit falschen Vorstellungen über das Aussehen und die Nutzung einer solchen Stoffwindel. Sei ehrlich, wer hatte sofort schöne Muster und praktisches Handling beim ersten Hören von Stoffwindeln im Kopf? Die ersten Gedanken sind eher: „viel zu aufwändig“, „unhygienisch“, „nicht leistbar“ – und so wird entweder direkt abgewiegelt oder es werden fadenscheinige Argumente gebracht, warum ein Wickeln mit Stoff nicht möglich sei.
Besser läuft es so: Während des Erstgespräch mit der BezugserzieherIn eine Stoffwindel mitbringen und beiläufig erwähnen, dass man mit modernen Stoffwindeln wickelt oder einfach fragen, wo die Windeln des Kindes aufbewahrt werden sollen und sie einräumen – das Gespräch ergibt sich dann von ganz allein. Das Sehen und Anfassen einer Stoffwindel verhindert direkt das Entstehen altertümlicher Vorstellungen. In den meisten Fällen sorgen gleichzeitig bunte Farben und schöne Designs für ein Lächeln – schon ist die Einstellung zur Stoffwindel positiv gefärbt. Du solltest eventuell aufkeimende Panik direkt mit dem Erklären der Funktionsweise eindämmen und bestenfalls das Wickeln direkt am Modell zeigen bzw. immer wieder darauf hinweisen, dass man den Umgang mit den „unbekannten Stoffwindeln“ gemeinsam übt. Fragen zur Aufbewahrung und zur Entsorgung des großen Geschäfts kannst Du ebenfalls vorwegnehmen, denn diese Fragen kommen immer: Auch hier hilft es, ein Anschauungsobjekt dabei zu haben. Halte also Wetbag und Windelvlies parat und erkläre, dass genutzte Windeln im Wetbag statt im Eimer landen und so wasser- und geruchsdicht aufbewahrt werden. Wer möchte kann noch beiläufig erwähnen, dass Wetbags nicht nur zur Aufbewahrung von Stoffwindeln bestens geeignet sind, sondern auch der Müllflut aus Plastiktüten in der Kita ein Ende bereiten können.
Das Waschen thematisieren
Unbedingt betonen solltest Du, dass die Windeln nicht in der Kita gewaschen werden, sondern alle schmutzigen Windeln mit nach Hause genommen werden, die ErzieherIn also nach dem „Entsorgen“ im Wetbag mit der Windel nichts mehr zu tun hat. Scheinbar ist die Angst nach wie vor vorhanden, dass die Stoffwindeln in der Kita gewaschen werden müssen.
Die Vorteile herausstellen
Nicht zuletzt: mach auf die eingesparten Windeln und den dadurch reduzierten Müll in der Kita aufmerksam. Denn den größten Müllberg in Kitas und Krippen verursachen Windeln und nicht selten müssen die Windeleimer vom Personal selbst geleert werden. Wer bereits eine „Nase“ von einem überfüllten öffentlichen Wickeleimer genommen hat, weiß, wie schön das duften kann. Nicht zuletzt werden die Entsorgungskosten der Einrichtung mit jedem Stoffwindel-Kind gesenkt.
Gehst Du also gar nicht mit einer offenen Frage, sondern mit einer Selbstverständlichkeit an das Thema Stoffwindeln in der Fremdbetreuung heran, eröffnest Du die Möglichkeit der Ablehnung erst gar nicht. Vorurteile werden außerdem im Keim erstickt, denn wenn man gesehen und angefasst hat, ist die erste Hürde bereits genommen. Wie sagt man bei Kindern so gerne – greifen heißt be-greifen.
Die meisten Argumente gegen Stoffwindeln in der Fremdbetreuung beruhen auf falschen Vorstellungen, Ängsten und Vorurteilen. Diese Abzubauen und mit einer selbstbewussten Selbstverständlichkeit das Wickeln mit Stoff zu erklären, statt ihre Nutzung zu erfragen oder zu erbitten, erhöht die Chancen ungemein.
Sollten sich ErzieherInnen trotz allem vehement gegen das Wickeln mit Stoffwindeln wehren, bleibt als letzter Schritt noch ein Attest vom Arzt. Eine KinderärztIn kann attestieren, dass Dein Kind herkömmliche Wegwerfwindeln nicht verträgt und daher aus medizinischen Gründen mit Stoffwindeln gewickelt werden muss. Es sollte aber jedem klar sein, dass man sich mit diesem Schritt keine Freunde macht und er eine Notlösung darstellt.
Deine Aufgaben für ein gutes Wickelerlebnis mit Stoffwindeln in der Kita
Sind diese ersten Schritte geschafft, bist Du an der Reihe. Das Wickeln mit Stoffwindeln soll ja positiv belegt sein und auch bleiben.
Das richtige System abstimmen
Die meisten Personen in der Fremdbetreuung wickeln voraussichtlich am liebsten mit Komplettwindeln, weil sie der gewohnten Wegwerfwindel am ähnlichsten sind und so Sicherheit vermitteln. Auch Klettverschluss ist bekannt, wohingegen Snaps als Verschluss ungewohnt sind. Je mehr Unbekannte Du in diese Formel einbringst, umso schwieriger ist es, das Gegenüber abzuholen.
Um den Einstieg so leicht wie möglich zu machen, helfen einfache Modelle und Systeme, die der Wegwerfwindel so ähnlich wie nur möglich sind. Hier kannst Du, falls bereits vorhanden, auf All in Ones* zurückgreifen. Solltest Du mit Überhosen und Einlagen wickeln, könntest Du einige Pocketüberhosen* besorgen und sie mit eurem bereits vorhandenen Saugmaterial befüllen. Auf diese Weise bleiben die Kosten im Rahmen, während die ErzieherInnen keine ungewohnten Handgriffe benötigen, um Dein Kind zu wickeln.
Zusätzlich solltest Du darauf achten, dass die Kita-Windel möglichst viel Saugkraft besitzt. Etwa drei Stunden sollten die Windeln halten, um im Kita-Alltag auch mal ein längeres Wickelintervall auszuhalten. Schaffen Deine AIOs dies nicht, kannst Du sie mit einer weiteren dünnen Einlage (bestenfalls Hanf) boosten, um auf ein längeres Intervall zu kommen.
Eine gute Vorbereitung der Windeln
Windelvlies kannst Du bereits zu Hause einlegen und so die Windeln vorbereitet am Wickelplatz parat legen. Je nach räumlichen Möglichkeiten kannst Du auch einen kleinen Vorrat an Windeln in der Einrichtung lassen. Auch 2-3 Wetbags sollten immer vor Ort sein, sowie Wechselkleidung – denn gerade am Anfang kann die ein oder andere schlecht angelegte Stoffwindel auch mal auslaufen.
Sollten ErzieherInnen einen bereits verschlossenen Wetbag nicht mehr öffnen wollen, könnte es hilfreich sein, für jede Windel einen separaten kleinen Wetbag in die Kita mitzugeben, welche wiederum in einem Großen gesammelt werden. So entstehen zwar zusätzliche Anschaffungskosten, es könnte aber ein Kompromiss zwischen Dir und einer sehr skeptischen Betreuungsperson sein.
Da die Windeln für die anderen Kinder unzugänglich aufbewahrt werden sollen, ist ein Wetbag mit knöpfbarer Schlaufe empfehlenswert, so kann dieser an einem Ort außer Reichweite der Kinder aufgehangen werden. Fleckige oder sogar müffelnde Windeln sollten möglichst zuhause bleiben, da sie im schlimmsten Falle etwaige Vorurteile noch bestätigen und so dazu führen können, dass das Wickeln mit Stoffwindeln zum Konfliktthema wird.
Wenn Dein Kind beim Wickeln mit Waschlappen gereinigt werden soll, bereite auch die vor und gib sie in einem Behälter mit, oder aber leg ausreichend trockene saubere Waschlappen zu den Windeln Deines Kindes. Bitte denk daran, die schmutzigen Windeln täglich mit nach Hause zu nehmen und zu waschen. Besonders wichtig ist diese Regelmäßigkeit, wenn auch die nassen Waschlappen mit im Wetbag landen, da durch die zusätzliche Nässe schneller unangenehme Gerüche entsehen. Windeln mit Flecken kannst Du entsprechend behandeln oder nicht als erste Wahl mit in die Einrichtung geben. Vor allem aber solltest Du die Windeln regelmäßig überprüfen und bei Bedarf grundreinigen.
Eine gute Markierung für Stoffwindeln in der Kita
Sollte außer Deinem Kind ein weiteres Kind in der Einrichtung mit Stoffwindeln gewickelt werden, sollten die Windeln, wie alles was ihr mit in die Einrichtung gebt, markiert werden. Dies funktioniert zum Beispiel mit einem Namensstempel, der hält auch die Wäsche auf 60 Grad aus.
Probleme erkennen und beheben
Sollten die Kita-Windeln auslaufen, gilt es, den Grund herauszufinden. Sollten die Wickelintervalle zu lang sein, solltest Du auch darauf aufmerksam machen. In den meisten Einrichtungen wird ein Wickelprotokoll geführt, dass Dir dabei helfen kann. Auch hier solltest Du freundlich, aber bestimmt Dein Anliegen erklären.
Sschau Dir auch noch einmal gemeinsam mit der Bezugsbetreuungsperson das Anlegen und besonders das richtige Schließen der Windeln an: Nicht selten werden Windeln mit Snaps asymmetrisch geschlossen oder die Beinbündchen sitzen nicht, wo sie sollen. Auch ein versehentliches oder absichtliches Öffnen der Snaps, die die Leibhöhe verringern, kann zu nasser Kleidung führen. Erkläre noch einmal die Passform und den richtigen Sitz von Stoffwindeln, denn nicht selten werden Kinder beim Wickeln zu hoch auf der Windel platziert und die Windel scheint nicht mehr zu passen, wenn sie nach vorne geschlossen werden soll. Dann wird die Windel geöffnet und wie eine Wegwerfwindel auf Taillenhöhe geschlossen. Während der Bewegung rutscht die Windel dadurch nach unten und die Beinbündchen schließen nicht mehr ab. Als einfache Lösung könnt ihr die nicht benötigten Snaps mit den entsprechenden Gegenparts* besetzen und so verhindern, dass Windeln zu eng oder zu weit bzw. asymmetrisch geschlossen werden.
Sollte Dein Kind starke Abdrücke durch zu enges Schließen der Windel haben, erläutere anschaulich, dass Stoffwindeln auf Grund der elastischen Bündchen nicht so fest geschlossen werden müssen wie Wegwerfwindeln.
Fazit
Kinder sollten grundsätzlich mit dem gewickelt werden, was die Eltern mitbringen, um zu vermeiden, dass sie allergisch auf fremde Windeln reagieren. Auch gegen Stoffwindeln ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Zum Material und der Beschaffenheit der Windel, mit der in Krippe und Kita gewickelt wird, gibt es keine Vorschriften. Die Wahl liegt daher im Ermessen der Eltern.
So wie andere Eltern die Marke der genutzten Wegwerfwindel bestimmen, kannst Du die Nutzung von Stoffwindeln bestimmen. Meist stehen der erfolgreichen Nutzung nur Vorurteile und Unsicherheiten im Wege. Wie Du die bekämpfen kannst, ist in diesem Beitrag aufgeführt. Sollte Deine Kita das Wickeln mit Stoff trotz offener Kommunikation und freundlicher Erklärung verhindern wollen, bleibt Dir der Gang zum Kinderarzt, um ein Attest anzufragen. Alrternativ kannst Du das Gespräch mit dem Träger der Einrichtung suchen.
Langfristig wären für die meisten Einrichtungen Beratungen oder sogar Fortbildungen zum nachhaltigen Wickeln für Fachpersonal sinnvoll und wichtig. Fachgerechtes Wickeln ist nicht Bestandteil der ErzieherInnen-Ausbildung und wird meist erst im praktischen Teil der Ausbildung erlernt, dann allerdings nach dem Prinzip „Learning by Doing“. Die Vorstellung und Erklärung von Stoffwindeln als Alternative zur Wegwerfwindel in der Ausbildung würde viele Vorurteile bereits im Vorfeld reduzieren bzw. gar nicht erst entstehen lassen.
Meist hat der Einzug von Stoffwindeln auch weitere Effekte, denn Stoffwindeln sind in vielen Fällen der Einstieg in das Suchen und Finden nachhaltiger Mehrweg- statt Wegwerfprodukte. So kann das Finden von Alternativen und nachhaltigen Lösungen über etwas Kleines wie eine Stoffwindeln auch in den Kitas Einzug halten und langfristig Veränderung schaffen.
Also trau Dich – getreu dem Motto #makeclothmainstream!
Bild- / Videonachweis:
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