Stoffwindeln in der Kita

Am 01.08. beginnt das neue Kita – Jahr und mit ihm die Eingewöhnungen der neuen Kita Kinder. Vorbei sind die Zeiten, in denen Kinder erst mit dem 3. Lebensjahr in den Kindergarten gingen. Inzwischen werden teilweise Kinder bereits ab dem 4. Lebensmonat in Kindertagesstätten fachkompetent betreut und gefördert. Tagespflegestellen nehmen bereits Babys mit wenigen Wochen auf. Und mit diesen Kleinsten kommen auch die Windeln in die Kita. Wenn Du den Wunsch hast Stoffwindeln in der Kita zu nutzen, erfährst Du hier alles, was du vorab wissen solltest!

Säuglings- und Kleinkindpflege nimmt einen großen Teil der täglichen Versorgungsarbeit in der Fremdbetreuung ein, was nicht verwundert, geht man von einer Gruppengröße bis zu 20 Kindern aus, von denen meist 6-10 Kinder noch regelmäßig gewickelt werden müssen. Eltern, deren Kinder mit Stoff gewickelt werden, haben nicht selten die Befürchtung, spätestens ab dem Zeitpunkt der Fremdbetreuung die Stoffwindel wieder gegen das Wegwerf-Pendant austauschen zu müssen und häufig behalten sie leider damit Recht. Dabei müssten sie streng genommen noch nicht einmal nachfragen! Welches Elternteil fragt, ob sie zum Wickeln auch Easy up Parts oder eine bestimmte Marke mitbringen dürften? Genau, niemand – und warum auch, gibt es doch keine Vorgaben WOMIT in Kitas gewickelt werden darf/muss/soll. Aber dazu später mehr. Die Stoffwindel sei „aus hygienischen Gründen nicht nutzbar“, „der zeitliche Aufwand nicht leistbar“ oder es wird ganz ohne Begründung mit Verweis auf den Träger abgewiegelt. Doch ist das überhaupt möglich? Schauen wir uns die Vorschriften doch einmal genauer an.

Welche Hygienevorschriften bzw. welche Vorschriften zum Thema Wickeln gibt es denn in der Kita überhaupt?


Zum einen wäre da arbeitsrechtliche Bestimmungen zum Schutz der Mitarbeiter einer Einrichtung. Die Unfallverhütungsvorschrift 82 der DGUV beispielsweise. Diese geben vor wie hoch beispielsweise ein Wickelplatz sein sollte um möglichst rückenschonend arbeiten zu können und das Fliesen rutschfest sein sollten um ErzieherInnen und Kinder vor Unfällen zu bewahren. Jeder Arbeitgeber, in diesem Fall also der Träger bzw. die Einrichtungleitung ist (in Kooperation mit Sicherheitsbeauftragten) verpflichtet eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen und Vorgaben zur Abwendung dieser Gefahren zu treffen. Diese geben den Rahmen vor. Das Wickeln an sich wird hierbei aber nicht thematisiert, vielmehr geht es um einen möglichst unfallverhütenden und gesundheitsschonenden Rahmen. Interessanter ist da schon die Biostoff-Verordnung. Sie gilt für Personen, die Kontakt mit potentiell infektiösem Material haben könnte. Hierzu zählt auch alles, was an Ausscheidungen aus einem Kind kommen kann, ergo gilt diese Verordnung auch für ErzieherInnen. Die Biostoff VO unterscheidet zwischen gezielten und nicht gezielten Tätigkeiten, wobei sowohl das Wickeln als auch die Unterstützung beim Toilettengang unter die nicht gezielten Tätigkeiten fallen, bei denen ErzieherInnen Biostoffen und somit potentiell infektiösem Material ausgesetzt sind. Jeder Arbeitgeber muss eine Gefährdungsbeurteilung durchführen um potentiellen Gefährdungen durch Schutzmaßnahmen entgegen wirken zu können. Wie überall gibt es auch hier wieder Mindeststandards, die einzuhalten sind. Die Technischen Regeln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA) geben die Mindeststandards für Schutzmaßnahmen vor. Darunter zählen das zur Verfügung stellen eines Handwaschplatzes mit warmem Wasser, Seife, Handdesinfektion, Hautschutz- & Pflege, Schutzmaterial wie Einmalhandschuhe, leicht zu reinigende Fußböden, Arbeitsflächen und Oberflächen von Arbeitsmitteln. Auch muss ein Hygieneplan mit klar zugewiesenen Aufgaben in jeder Einrichtung vorhanden sein. Dieser sollte allen Mitarbeitern bekannt sein und regelmäßig abgetragen bzw. gegengezeichnet werden. Auch separate Pausenräume und der Verzicht auf lange Fingernägel und Schmuck werden hier geregelt. Nicht zuletzt sind Ausbildung und fachliche Eignung essentiell und Jugendarbeits- sowie Mutterschutz müssen gewährleistet sein. Auch hier gibt es keine genauen Vorgaben zum Wickelvorgang an sich, oder? Falsch! Die Biostoff Verordnung schreibt klar in §9 (4) vor, wie die Beschaffenheit eines Behälters zur Aufbewahrung potentiell infektiöser Materialien (wie beispielsweise benutzter Windeln) zu sein hat. Kinder sollten keinen Zugriff auf potentiell gefährdendes Material haben. Dies gilt sowohl für Windeln, als auch für beschmutzte Kleidung. Hier wird es interessant, denn scheinbar wird nur im Hinblick auf die sachgerechte Lagerung von Wegwerfwindeln wert gelegt, beschmutzte Kleidung allerdings wird meist, so gängige Praxis in vielen Kitas, am Fach des Kindes gelagert. Was auch nicht weiter schlimm ist, allerdings scheinen einfache Plastiktüten hier meist als Schutz auszureichen. Stellt sich die Frage, ob nicht ein Wetbag hygienisch sicherer, da reißfest ist? Denn eigentlich muss sichergestellt werden, dass die beschmutzte Kleidung für Kids unzugänglich aufbewahrt wird. Niemand würde auf die Idee kommen, Kleidung die beim Toilettengang (oder dem vergessenen) beschmutzt wurde, in einem Windeleimer zu entsorgen. Beschmutzte Kleidung wird immer mit nach Hause gegeben und dort, genau, gewaschen! Um dann als Wechselkleidung wieder mit in der Kita zu landen. Warum also sollte das mit Stoffwindeln nicht ebenfalls möglich sein? Wie viele Kitas erfragen und dokumentieren das hygienisch einwandfreie Waschverhalten der Eltern im Bezug auf Unterwäsche und Kleidung? Ich kenne keine. In diesem Sinne erscheint das Argument, Stoffwindeln seien in der Einrichtung nicht möglich, da sie nicht hygienisch einwandfrei wären, unsinnig.

Halten wir also fest: Ja es gibt Vorschriften zur Hygiene in Kindertagesstätten und zum Schutz des Personals. Diese geben vorrangig das WO (Beschaffenheit des Wickelplatzes, der Materialien) und WIE des Wickelns (angemessene Höhe, keine Zugluft) und die Schutzmaßnahmen (Einweghandschuhe, Desinfektion, Pflege, fachgerechte Aufbewahrung) vor, allerdings nicht das Material WO-MIT gewickelt wird! Wichtig ist, dass schmutzige Windeln, ob Wegwerfprodukt oder Mehrweg, so gelagert werden, dass Kinder keinen Zugriff darauf haben und selbstverständlich muss auch der Windeleimer täglich geleert und desinfiziert werden.

Welcher Zeitaufwand entsteht der Kita für das wickeln mit Stoff?


Kommen wir zu einem weiteren häufigen Argument, der Zeit bzw. dem Mehraufwand. Jede Einrichtung arbeitet nach einem Konzept, einer selbst auferlegten Konzeption, an der sich das alltägliche pädagogische Handeln ableiten und orientieren sollte. Jedes Bundesland gibt zur Erstellung einer solchen Konzeption Richtlinien und Handlungshilfen heraus, nicht zuletzt sollten sie sich an den im jeweiligen Bundesland geltenden Gesetzestexten orientieren. Diese bilden Kita als Bildungseinrichtung und nicht als reinen Betreuungsort ab. Lernen erfolgt durch Zuwendung und erklären, durch Lernen am Modell und wertschätzende, altersgerechte Begleitung. Bezieht man diese Aspekte auf einen solch intimen Moment wie das Wechseln der Windel, die Begleitung beim Toilettengang oder die Hilfestellung beim Wechseln beschmutzter Kleidung bzw. der Unterstützung beim Prozess des Trocken Werdens, sollte jedem bewusst sein, dass ein fester zeitlicher Rahmen hier wenig sinnvoll und in keinster Weise hilfreich ist. Ich habe noch keine Kita erlebt, die mit der Schnelligkeit ihrer MitarbeiterInnen beim Windel wechseln oder dem Mitarbeiter des Monats, auf Grund schnellster Begleitung beim Toilettengang, wirbt. Jetzt könnte man sagen, ErzieherInnen haben auch noch andere Aufgaben und können nicht den größten Teil des Tages mit Windel wechseln verbringen. Wird Windel wechseln und Begleitung beim Toilettengang als Teil des Bildungsprozesses verstanden, ist aber auch das Inhalt der täglichen Bildungsarbeit und dauert, so lange sie eben dauert. Wir stellen uns auch nicht mit der Uhr neben das Kind und stoppen die Zeit wie lange das Bauen eines Turms nun genau dauern darf. Jedes Einlassen auf Bedürfnisse von Eltern oder Kindern bedeutet letztlich einen Mehraufwand. Nützt er dem Kind und sei-ner Entwicklung, gehört dieser Mehraufwand zum Berufsbild und sollte berücksichtigt werden. Allerdings besteht bei Stoffwindeln der Mehraufwand lediglich darin, sich die Windeln und das Wickeln damit zeigen zu lassen, denn das Waschen erfolgt wie wir wissen nicht in der Einrichtung sondern zuhause. Auch wenn einige Handgriffe erstmal ungewohnt erscheinen, entsteht schnell eine Routine und das Wickeln mit Stoff benötigt nicht mehr Zeit, als das Wickeln mit Wegwerfwindeln. Vorausgesetzt natürlich, dass das System einfach und praktikabel ist. Bleibt nur das Argument, dass man es eben noch nie gemacht und daher unsicher ist. Hier können Eltern Abhilfe schaffen.

Vorurteile abbauen!


In jeder Eingewöhnung wird auch das Windel wechseln gemeinsam gemacht. Zuerst wickeln die Eltern in Anwesenheit der Bezugserzieherin /des Bezugserziehers, dann übernimmt sie/er diese Aufgabe. Während der Eingewöhnung können Eltern also das richtige Anlegen und die Punkte, auf die beim Wickeln mit Stoff geachtet werden sollte, erläutern und direkt am Kind zeigen. Anschließend üben die MitarbeiterInnen im Beisein der Eltern, dies bietet im Bedarfsfall die Möglichkeit zur Korrektur und Hilfestellung. Da aber wickeln mit Stoff kein Hexenwerk ist und ErzieherInnen generell um einiges häufiger wickeln als Eltern, sollte die Handhabung von Stoffwindeln recht schnell zur neuen Routine werden.

Halten wir fest, dass es eigentlich keinen wirklichen Grund gegen das Wickeln mit Stoff in der Fremdbetreuung gibt, außer die mögliche Ablehnung auf Grund von Unkenntnis. Daher sollten Eltern, die ihr Kind auch in der Fremdbetreuung mit Stoff gewickelt sehen möchten, mit dem Abbau von Vorurteilen und Ängsten beginnen. Aber wie macht man das am besten?

Selbstverständlich Selbstbewusst

Indem man direkt am Modell erklärt, also eine Windel mitbringt und zeigt. Wann der ideale Zeitpunkt hierfür ist, sollten Eltern individuell entscheiden. Hier sollte man im Hinterkopf behalten, dass eine Frage dem Gegenüber immer die Möglichkeit bietet „Nein“ zu sagen, wohingegen ein klares Statement Sicherheit vermittelt und schwieriger zu verneinen ist. Beispiel gefällig? Ein Elternpaar kommt, womöglich noch bei der ersten Begegnung mit der Leitung einer Einrichtung, mit der Frage: „Wir würden gerne mit Stoffwindeln in der Kita wickeln, ist das ein Problem?“ Sofort kommen beim Gegenüber eventuell altmodische Vorstellungen oder auch Vorurteile und jede Menge Fragen auf. Wie soll das funktionieren? Müssen die Windeln dann hier gewaschen oder anderweitig gereinigt werden? Wo sollen sie aufbewahrt werden? Das stinkt doch und wohin mit dem großen Geschäft? Müssen wir das anfassen? All diese Fragen ploppen plötzlich auf, eventuell gepaart mit altertümlichen Vorstellungen über das Aussehen und die Nutzung einer solchen Stoffwindel. Seid ehrlich, wer hatte sofort schöne Muster und praktisches Handling beim ersten Hören von Stoffwindeln im Kopf? Die ersten Gedanken sind dann „viel zu aufwändig“, „unhygienisch“, „nicht leistbar“ und so wird entweder direkt abgewiegelt oder es werden fadenscheinige Argumente gebracht, warum ein Wickeln mit Stoff nicht möglich sei.

Besser: Während dem Erstgespräch mit dem/der BezugserzieherIn eine Stoffwindel mitbringen und beiläufig erwähnen, dass man mit modernen Stoffwindeln wickelt oder einfach fragen, wo die Windeln des Kindes aufbewahrt werden sollen und sie einräumen – das Gespräch ergibt sich dann von ganz allein. Das Sehen und Anfassen einer Stoffwindel verhindert direkt das Entstehen altertümlicher Vorstellungen. In den meisten Fällen sorgen gleichzeitig bunte Farben und schöne Designs für ein Lächeln und schon hat man die halbe Miete. Man sollte eventuell aufkeimende Panik direkt mit dem Erklären der Funktionsweise eindämmen und bestenfalls das Wickeln direkt einmal am Modell zeigen bzw. immer wieder darauf hinweisen, dass man den Umgang mit den „unbekannten Stoffwindeln“ gemeinsam übt. Fragen zur Aufbewahrung und zur Entsorgung des großen Geschäfts kann man ebenfalls vorweg greifen, denn diese Fragen kommen IMMER! Auch hier hilft es, ein Anschauungsobjekt dabei zu haben. Also Wetbag und Windelvlies parat halten und direkt erklären, dass genutzte Windeln im Wetbag statt im Eimer landen und ein eventuelles großes Geschäft vorher einfach samt Windelvlies im Mülleimer entsorgt werden kann. Sollten die ErzieherInnen dies nicht wollen, kann man sich auch auf eine Zwischenlösung einigen und man entsorgt feste Bestandteile erst zu Hause. Allerdings sollte man darauf hinweisen, dass die Windeln ohne Nr.2 darauf im Wetbag nicht stinken. Darüber hinaus sind Wetbags wasser- und geruchsdicht und verschließen die beschmutzen Windeln sicher. Wer möchte kann noch beiläufig erwähnen, dass Wetbags nicht nur zur Aufbewahrung von Stoffwindeln bestens geeignet sind, sondern auch der Müllflut aus Plastiktüten in der Kita ein Ende bereiten kann. Denn das immer wieder neue Besorgen von Plastiktüten und das Verpacken von verschmutzter Kleidung in eben diesen, ist nicht selten ein leidiges Thema in Kitas und entspricht, sollte die schmutzige Kleidung am Fach des Kindes gelagert werden, auch nicht den hygienischen Anforderungen.

Das Waschen thematisieren

Unbedingt betonen solltet ihr, dass die Windeln nicht in der Kita gewaschen werden, sondern ihr alle schmutzigen Windeln mit nach Hause nehmt zum Waschen und die ErzieherIn nach dem „Entsorgen“ im Wetbag mit der Windel nichts mehr zu tun haben muss. Scheinbar ist diese Angst nach wie vor vorhanden, dass die Stoffwindeln in der Kita gewaschen werden müssen.

Die Vorteile herausstellen

Nicht zuletzt: macht auf die eingesparten Windeln und den dadurch reduzierten Müll in der Kita aufmerksam. Denn den größten Müllberg in Kitas verursachen Windeln und nicht selten müssen die Windeleimer sogar vom Personal selbst geleert werden. Wer bereits eine „Nase“ an einem über-füllten öffentlichen Wickeleimer genommen hat, weiß wie schön das sein kann. Da zählt jede Windel weniger! Nicht zuletzt werden die Entsorgungskosten der Einrichtung, wenn bei einem Kind auch nur minimal, gesenkt. Mit jedem Stoffwindelkind spart also auch die Einrichtung. Geht man also gar nicht mit einer offenen Frage, sondern mit einer Selbstverständlichkeit an das Thema Stoffwindeln in der Fremdbetreuung heran, eröffnet man die Möglichkeit zur Ablehnung erst gar nicht. Und Vorurteile werden bereits direkt im Keim erstickt, denn wenn man gesehen und an-gefasst hat, ist die erste Hürde bereits genommen. Wie sagt man bei Kindern so gerne – greifen heißt be-greifen. Wir halten also fest: die meisten Argumente gegen Stoffwindeln in der Fremdbetreuung beruhen auf falschen Vorstellungen, Ängsten und Vorurteilen. Diese Abzubauen und mit einer selbstbewussten Selbstverständlichkeit das Wickeln mit Stoff zu erklären, statt ihre Nutzung zu erfragen oder zu erbitten, erhöht die Chancen ungemein. Sollten sich ErzieherInnen trotz allem vehement gegen das Wickeln mit Stoffwindeln wehren, bleibt als letzter Schritt noch ein Attest vom Arzt, dass euer Kind herkömmliche Wegwerfwindeln nicht verträgt und daher aus medizinischen Gründen mit Stoffwindeln gewickelt werden muss. Es sollte aber jedem klar sein, dass man sich mit diesem letzten Schritt keine Freunde macht.

Deine Aufgaben für ein gutes Wickelerlebnis mit Stoffwindeln in der Kita


Sind diese ersten Schritte geschafft, seid ihr an der Reihe. Das Wickeln mit Stoffwindeln soll ja positiv belegt sein und auch bleiben.

Das richtige System abstimmen

Die meisten Personen in der Fremdbetreuung wickeln voraussichtlich am liebsten mit AIO oder Pocketwindeln, einfach weil sie der gewohnten Wegwerfwindel am ähnlichsten ist und so Sicherheit vermittelt. Auch Klettverschluss ist bekannt, wohingegen Snaps als Verschluss ungewohnt sind. Je mehr Unbekannte ihr in diese Formel einbringt, umso schwieriger ist es euer Gegenüber abzuholen. Wobei dies keineswegs für alle ErzieherInnen gilt! So haben bei uns nachher alle Erzieher mit allen Systemen gerne und wie selbstverständlich gewickelt. Am Ende hatte sogar jeder sein eigenes Lieblingssystem bzw. eine Favoritenwindel. Um aber den Einstieg so leicht wie möglich zu machen, helfen einfache Modelle und Systeme, die der Wegwerfwindel so ähnlich wie nur möglich sind. Hier könnt ihr, falls bereits vorhanden, auf All in Ones* zurückgreifen. Solltet ihr mit Überhosen und Einlagen wickeln, könnt ihr einige Pocketüberhosen* besorgen und sie mit eurem bereits vorhandenen Saugmaterial stopfen. So bleiben die Kosten im Rahmen, während die ErzieherInnen keine weiteren Handgriffe benötigen um euer Kind zu wickeln. Gleichzeitig solltet ihr darauf achten, dass die Windel möglichst viel Saugkraft besitzt. Etwa 3 Stunden sollten die Windeln halten, um im Kita – Alltag auch einen längeren Wickelintervall auszuhalten. Schaffen die AIO dies nicht, könnt ihr sie mit einer weiteren dünnen Einlage (bestenfalls Hanf) boosten um auf einen längeren Intervall zu kommen.

Eine gute Vorbereitung der Windeln

Windelvlies könnt ihr bereits zu Hause einlegen und so die Windel vorbereitet am Wickelplatz parat legen. Je nach räumlichen Möglichkeiten könnt ihr einen kleinen Vorrat an Windeln in der Einrichtung lassen. Auch 2-3 Wetbags sollten immer vor Ort sein, sowie Wechselkleidung (die sollte sowieso immer da sein) denn gerade am Anfang kann die ein oder andere schlecht angelegte Stoffwindel auch mal auslaufen. Sollten eure Erzieher einen bereits verschlossenen Wetbag nicht mehr öffnen wollen, ob auf Grund eventueller hygienischer Bedenken oder Geruchsbelästigung, könnte es hilfreich sein, für jede Windel einen separaten kleinen Wetbag in die Kita mitzugeben, welche wiederum in einem Großen gesammelt werden. So entstehen für euch zwar weitere Anschaffungskosten, es könnte aber ein Kompromiss zwischen euch und einer sehr skeptischen Betreuungsperson sein. Da die Windeln für die anderen Kinder unzugänglich aufbewahrt werden sollen, ist ein Wetbag mit knöpfbarer Schlaufe empfehlenswert, so kann dieser an einem Ort außer Reichweite der Kinder aufgehangen werden. Bitte sortiert eure Windeln gut vor, auslaufende oder fleckige oder sogar müffelnde Windeln sollten möglichst zuhause bleiben, da sie im schlimmsten Falle etwaige Vorurteile noch bestätigen und so dazu führen können, dass das Wickeln mit Stoffwindeln zum Konfliktthema wird. Wenn eure Kinder beim Wickeln mit Waschlappen gereinigt werden sollen, bereitet auch die vor und gebt sie in einem Behälter mit, oder aber legt ausreichend trockene saubere Waschlappen zu den Windeln eures Kindes. Bitte denkt daran die schmutzigen Windeln TÄGLICH mit nach Hause zu nehmen und zu waschen. Besonders wenn auch die nassen Waschlappen mit im Wetbag landen, können sonst schnell Stinkewindeln entstehen. Windeln mit Flecken könnt ihr entsprechend behandeln oder nicht als erste Wahl mit in die Einrichtung geben. Vor allem aber solltet ihr eure Windeln regelmäßig überprüfen und bei Bedarf grundreinigen.

Eine gute Markierung für die Stoffwindeln in der Kita

Sollte außer eurem Kind ein weiteres Kind in der Einrichtung mit Stoffwindeln gewickelt werden, sollten die Windeln, wie alles was ihr mit in die Einrichtung gebt, markiert werden. Dies funktioniert wohl recht gut mit einem Namensstempel, der hält auch die Wäsche auf 60 Grad aus. Den Stempel findet ihr beispielsweise bei gutmarkiert.de

Probleme erkennen und beheben

Sollten die Windeln auslaufen, schaut euch noch einmal gemeinsam mit eurer Bezugsbetreuungsperson das Anlegen und besonders das richtige Schließen der Windeln an. Nicht selten werden Windeln mit Snaps asymmetrisch geschlossen oder die Beinbündchen sitzen nicht, wo sie sollen. Auch ein versehentliches oder absichtliches Öffnen der Snaps, die die Leibhöhe verringern, kann zu nasser Kleidung führen. Erklärt hier besonders noch einmal die Passform und den richtigen Sitz von Stoffwindeln, denn nicht selten werden die Kinder beim Wickeln zu hoch auf der Windel platziert und die Windel scheint nicht mehr zu passen, wenn sie nach vorne geschlossen werden soll. Dann wird die Windel geöffnet und wie eine Wegwerfwindel auf Taillenhöhe geschlossen. Während der Bewegung rutscht die Windel dann nach unten und die Beinbündchen schließen nicht mehr ab. Als einfache Lösung könnt ihr einfach die nicht benötigten Snaps mit den entsprechenden Gegenparts* besetzen und so verhindern, dass Windeln zu eng oder zu weit bzw. asymmetrisch geschlossen werden. Sollten eure Kids starke Abdrücke durch zu enges Schließen der Windel haben, erklärt noch einmal, dass Stoffwindeln auf Grund der elastischen Bündchen nicht so fest geschlossen werden müssen, wie Wegwerfwindeln. Sollten die Wickelintervalle zu lang sein, solltet ihr darauf aufmerksam machen. Auch Wegwerfwindeln sollten laut Empfehlung etwa alle 3 Stunden gewechselt werden. Denn auch wenn sie theoretisch 12h Trockenheit versprechen, heißt das nicht, dass Kinder mit nur 2 Windeln am Tag auskommen müssen. Wer von uns würde schon gerne mit Unterwäsche herumlaufen, die „noch geht“? Da in den meisten Einrichtungen ein Wickelprotokoll geführt wird, kann ein kurzer Blick darauf bereits hilfreich sein. Auch hier solltet ihr freundlich aber bestimmt euer Anliegen erklären.

Fazit


Kinder sollten grundsätzlich mit dem gewickelt werden, was die Eltern mitbringen, um zu vermeiden, dass sie allergisch auf Kita Windeln o.ä. reagieren, auch gegen Stoffwindeln ist hier nichts einzuwenden (vgl. https://www.rechtssichere-kita.de/gesundheit-hygiene/#pampers ). Denn zum Material und der Beschaffenheit der Windel, mit der gewickelt wird, gibt es keinerlei Vorschriften und sollte daher im Ermessen der Eltern liegen. So wie die meisten Eltern die Marke der genutzten Wegwerfwindel bestimmen, könnt ihr über die Nutzung von Stoff als Material bestimmen. Meist stehen zwischen der erfolgreichen Nutzung nur Vorurteile und Unsicherheit. Wie ihr die bekämpfen könnt, wisst ihr nun. Sollte dennoch ein Wickeln mit Stoff unmöglich sein, bleiben der Gang zum Kinderarzt, um sich ein Attest zu holen oder alternativ das Gespräch mit dem Träger der Einrichtung. Langfristig wären für die meisten Einrichtungen Beratungen oder sogar Fortbildungen zum nachhaltigen Wickeln für Fachpersonal sinnvoll und wichtig. Denn das fachgerechte Wickeln ist nicht Bestandteil der Ausbildung und wird meist erst im praktischen Teil der Ausbildung erlernt, dann allerdings nach dem Prinzip „learning by Doing“. Die Vorstellung und Erklärung von Stoffwindeln als Alternative zur Wegwerfwindel bereits in der Ausbildung würde viele Vorurteile bereits im Vorfeld reduzieren bzw. gar nicht erst entstehen lassen. Meist hat dies auch weitergreifende Effekte, denn die Nutzung von Stoffwindeln ist in vielen Fällen der Einstieg in das Suchen und Finden nachhaltiger Mehrweg- statt Wegwerfprodukte. So kann das Finden von Alternativen und nachhaltigen Lösungen über etwas Kleines wie eine Stoffwindeln auch in den Kitas Einzug halten und so langfristig Veränderung schaffen. Also traut euch – getreu dem Motto #makeclothmainstream




Bild- / Videonachweis:

  • Titelbild: bambinomio
Anna