Etwa 5000 Mal wirst du dein Baby wickeln. In vielen Haushalten wandern dabei tausende Einwegwindeln in die Mülltonnen. Wie aber sieht es bei der Alternative mit Stoff aus? Sind Stoffwindeln umweltfreundlicher?
Gerne möchte ich dir meine Meinung erläutern, ob Stoffwindeln sinnvoll sind.
In den 70er Jahren hat in Deutschland die Einwegwindel den Markt erobert. Innerhalb kurzer Zeit hat sie es geschafft, sich so weit zu verbreiten, dass heutigen Eltern es teilweise völlig fremd und öko wirkt, mit Stoffwindeln zu wickeln. Dabei war es noch in unserer Großelterngeneration die völlig übliche Variante.
Das Argument der Einwegwindeln war „wir sind praktisch und unkompliziert“, aber sind sie das wirklich? Ist es praktisch, in Deutschland für durchschnittlich 710.000 Babys pro Jahrgang 3,5 Milliarden (!) Einwegwindeln zu produzieren und diese dann nach meist nur zwei bis drei Stunden Nutzzeit wieder zu entsorgen?
Eine Studie aus Großbritannien aus dem Jahr 2005 beschäftigte sich mit der Thematik: „Ökobilanz im Vergleich von Einwegwindel und Mehrwegwindel“. Das Fazit ist, dass die Stoffwindeln nicht generell umweltfreundlicher als Einwegwindeln sind. Wenn Stoffwindeln immer bei 90 Grad mit einem X-beliebigen Waschmittel gewaschen werden und im Anschluss in dem Trockner landen, wird die Energiebilanz nicht besser sein als bei Wegwerfwindeln.
ABER: Bei bewusstem Umgang mit der Stoffwindel hast du in der Energiebilanz großes Einsparpotenzial. Du kannst die Energiebilanz laut der Studie um 40% verbessern gegenüber der Einwegwindel und da liegt der große Vorteil gegenüber der Einwegwindel, bei der du als Verbraucher keinen Einfluss nehmen kannst.
Ein Update der Studie aus dem Jahr 2008 ergab schließlich, dass Stoffwindeln gegenüber Wegwerfwindeln deutlich ökologischer sind, als 2005 berechnet. In der ersten Studie haben die Forscher z.B. nur mit 4 Wegwerfwindeln pro Tag gerechnet, was viel zu wenig ist. Bei den Stoffwindeln wurde aber davon ausgegangen, man muss 47 Stück anschaffen, was wiederum zu viel ist. Auch bei den Waschtemperaturen entsprach die Studie aus 2005 nicht der Realität und berechnete jede Wäsche als Kochwäsche. Fakt ist, dass viele Stoffwindelwäschen bei 40-60 Grad stattfinden.
Generell war aber auch die Aussage von 2008, dass die Energiebilanz der Stoffwindel stark vom Nutzerverhalten abhängig ist.
Mit der Kernaussage der Studien stimme ich vollkommen überein, nur das Anschaffen von Stoffwindeln alleine ist nicht nachhaltiger, sondern auch der Umgang mit diesen ist von Bedeutung. Viel ist bereits gewonnen, wenn du die Windeln nur bei 60 Grad mit einem umweltschonenden Waschmittel wäscht und anschließend zum Trocknen aufhängst.
Auch die Nutzungsdauer spielt eine große Rolle! Wenn die Wickelzeit bei dir daheim vorbei ist, verkaufe deine Stoffwindeln weiter.
Ein Thema, das in der Studie auch wenig Betrachtung findet, ist die Müllentsorgung der Einwegwindel. Wir brauchen pro Tag ca. 4 Millionen Windeln in Deutschland, wenn jedes Kind mit Einwegwindeln gewickelt würde. Dies sind Windeln, die als feuchter Restmüll entsorgt werden. In Deutschland gibt es zwar bereits viele Müllverbrennungsanlagen, aber versuch doch mal eine feuchte Windel anzuzünden. Wir können nicht als Gesellschaft darüber diskutieren, Plastiktüten in Supermärkten einzusparen und uns über Folie um Bio Gemüse ärgern, aber das gigantische Müllproblem der Windeln ausblenden.
Etwas zu verbrennen oder zu recyceln, wird nie besser sein, als etwas gar nicht entstehen zu lassen.
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