Nach der Geburt ihres Sohnes hat Maria Stoffwindeln getestet. Hier berichtet Maria über ihre Erfahrungen und Du kannst lesen, wie sie das Wickeln mit Stoffwindel empfunden hat, was Du dabei beachten solltest und welche anfänglichen Hürden Maria eventuell überwinden musste.
Darüber hinaus lassen wir am Ende des Beitrags unterschiedliche Väter von ihren Stoffwindel-Erfahrungen berichten!
Maria, warum hast Du Dich für Stoffwindeln entschieden?
Mir und meinem Mann kam die Idee, mit Stoffwindeln zu wickeln, vor der Geburt unseres Sohnes Elias. Er ist unser erster Sohn, jedoch haben wir in unserer Familie viele Neffen und Nichten, so dass uns das Thema Babypflege, Windelwechseln etc. nicht unbekannt war. Unsere Nichten und Neffen wurden allesamt mit Wegwerfwindeln gewickelt. Das war für uns also erstmal völlig normal und wir wussten überhaupt nicht, dass es eine Alternative dazu gab.
Meine Mutter berichtete zwar, dass wir als Kinder selbst mit Stoffwindeln gewickelt wurden, diese waren aber wohl kompliziert in der Handhabung und unbequem (Auskochen, Wickeltechniken und steife Gummihöschen), sodass meine Mutter relativ schnell bei mir (1989er Jahrgang) auf Wegwerfwindeln umgestiegen ist. So geisterte in meinem Kopf zunächst einmal ein veraltetes Bild der Stoffwindeln herum.
Gerade bei unserem ersten Kind wollten wir uns natürlich nicht so viel Arbeit machen mit Waschen, Wickeln und Co. Andersherum wussten wir aber auch durch unsere Geschwister, welche immensen Müllberge durch Wegwerfwindeln entstehen und wie sehr dieser Windelmüll stinkt, wenn er nicht ständig ausgeleert wird. Dies stand nicht im Einklang mit unserem sonst eher nachhaltigen und minimalistischen Lebensstil und darum musste eine Lösung her.
Wir wollten unser Kind mit wenig Aufwand, umweltverträglich und gleichzeitig günstig wickeln können.
Das Thema lag dann lange brach, bis ich in der 29. Schwangerschaftswoche ins Krankenhaus musste. Dort wurde viel Werbung für eine bestimmte Wegwerfwindelmarke gemacht, deren Uhren, Windelspender und Flyer das Bild prägten. Neben diesen gab es auf einer Ablage aber auch einen Flyer des Stoffwindelshops Stoffywelt*, der uns dann am Ende auf die Idee brachte, einen Stoffwindel-Test zu wagen. Uns schienen die modernen Stoffwindeln eine gute und einfache Alternative zu sein, um mit wenig Müll und kostengünstig durch die Wickelzeit zu kommen.
Hattet ihr Bedenken, bevor ihr den Stoffwindeln Test gemacht habt? Wurden diese Bedenken bestätigt?
Wir hatten einige Bedenken, bevor wir uns tatsächlich entschieden haben, Stoffwindeln zu testen. Die meisten davon haben sich zum Glück nicht bestätigt – lies selbst, wie es uns ergangen ist!
Ist das Wickeln mit Stoffwindeln kompliziert?
Am Anfang mussten wir uns mit der Handhabung der Windeln vertraut machen. Wir hatten bisher unsere Nichten und Neffen mit Wegwerfwindeln gewickelt und so keine Stoffwindel-Erfahrungen gesammelt. Es gibt bei Stoffwindeln ein paar wenige Unterschiede in der Handhabung zu beachten, wenn man Einwegwindeln gewohnt ist. Zum Beispiel müssen bei manchen Systemen die Windeln zunächst vorbereitet werden, d.h. das Saugmaterial muss eingelegt werden, bevor sie ans Kind kommen. Zudem ist auch der Sitz der Stoffwindeln etwas anders als der von Wegwerfwindeln. Die Stoffwindelshops, bei denen wir bestellt haben, haben aber gute Anleitungen geliefert, sodass wir schnell verstanden haben, wie wir die Windel vorbereiten und anlegen.
Insgesamt empfanden wir als Neulinge und Umsteiger das Wickeln mit Stoffwindeln als nicht kompliziert.
Sind Stoffwindeln bequem für das Kind?
Unsere Stoffwindeln sahen am Babypopo zunächst etwas größer aus als Wegwerfwindeln, so dass wir Sorge hatten, sie könnten unbequem sein oder unseren Sohn bei Bewegungen behindern. Im Vergleich haben wir aber gemerkt, dass auch Wegwerfwindeln relativ dick und schwer werden, wenn sie Flüssigkeit aufnehmen. Das Volumen unterschied sich letztlich kaum, bei der Einwegwindel wuchs es nur erst mit der Zeit.
Unser Sohn hat sich mit beiden Windelarten gleich viel bewegt, er hatte keine Abdrücke oder rote Stellen durch die Stoffwindeln und hat auch nie einen eingeschränkten oder unzufriedenen Eindruck gemacht. Wir gehen darum davon aus, dass die Stoffwindeln bequem und flexibel sind.
Insgesamt empfehlen wir Dir, das Material und den Aufbau der Stoffwindeln sehr genau anzuschauen. Wir haben uns dabei folgende Fragen gestellt:
- Sind die Überhosen flexibel?
- Sind Nähte sauber verarbeitet?
- Sind die Bündchen an Bein und Bauch flexibel und dehnbar?
- Bei Wollüberhosen (für die Nacht): Ist die Wolle weich und nicht etwa kratzig und sitzen die Bündchen gut? Hier haben wir persönlich auf Überhosen aus Schurwolle von Disana* gesetzt.
Bleibt die Bekleidung wirklich trocken oder laufen die Stoffwindeln ständig aus?
Unsere Stoffwindeln haben die Kleidung trocken gehalten. Unsere Bedenken zum Thema Auslaufen haben sich daher bis auf wenige Ausnahmen nicht bestätigt. Jedoch haben wir ein paar Anfängerfehler gemacht, die dazu geführt haben, dass die Kleidung manchmal nass wurde. Macht uns das also lieber nicht nach:
- Gerade unterwegs haben wir manchmal nicht häufig genug die Windel gewechselt, so dass die Windel keinerlei Aufnahmekapazität mehr hatte. Dann läuft die Stoffwindel natürlich aus – wie es auch eine Einwegwindel tun würde.
- Ein paar Mal haben wir das Saugmaterial nicht gut in der Überhose platziert. Es entstand eine Nässebrücke und die Kleidung saugte sich voll.
- Die Stoffwindel darf nicht zu stramm und auch nicht zu locker sitzen, damit sie weder zu eng ist und Feuchtigkeit herausquetscht, noch sie einfach hinauslaufen lässt.
Wie oft müssen wir Stoffwindeln waschen? Und werden Stoffwindeln überhaupt richtig sauber?
Durch Stoffwindeln fällt selbstverständlich zusätzliche Wäsche an. Wir haben die Stoffwindeln alle 2 bis 3 Tage gewaschen und sie dann (im Winter) im Trockner oder auf dem Balkon trocknen lassen. Wenn wir andere weiße Wäsche oder Handtücher hatten, haben wir sie zu den Windeln gegeben. Die Einlagen der Stoffwindeln haben wir bei 60°C mit einem Vollwaschmittel mit Sauerstoffbleiche (bei Pulver meist standardmäßig enthalten und wichtig für die hygienische Wäsche) gewaschen. Die PUL-Überhosen haben wir zusammen mit der bunten Wäsche im Wäschenetz auf 40°C gewaschen.
Wir hatten ein paar Mal das Problem, dass die Saugeinlagen auch nach der Wäsche noch gerochen haben. Wir haben dann erfahren, dass dies auf Bakterien zurückzuführen ist. Die Saugeinlagen haben wir einmalig bei 95°C gewaschen. Zudem haben wir seitdem bei jedem Waschgang mehr Waschmittel dosiert, damit die Sauerstoffbleiche auch alle Bakterien abtötet. Mit diesen Änderungen wurden unsere Stoffwindeln hygienisch sauber.
Wohin mit den getragenen, stinkenden Stoffwindeln?
Hinsichtlich des Wickelns an sich hatte ich immer noch den Geruch von gebrauchten Wegwerfwindeln in der Nase: Jedes Mal, wenn ich den Deckel des Windelmülleimers (in Kombination mit Fußbodenheizung) bei meinen Geschwistern hochhob, kam mir ein abscheulicher Gestank nach Urin und Chemie entgegen. Ich hatte große Bedenken, ob die vollgepieselten Stoffwindeln ähnlich schrecklich – oder gar schlimmer – riechen würden.
Um schlechten Gerüchen entgegenzuwirken, haben wir un mit der ersten Stoffwindelbestellung zwei große Wetbags bestellt, um die Stoffwindeln darin geruchssicher bis zum nächsten Waschgang zu lagern. Unsere Wetbags hängen entweder direkt am Wickeltisch oder stehen auf dem Balkon.
Wenn Du die Wetbags aufmachst oder ausleerst, riechen die Stoffwindeln oft etwas nach Ammoniak. Ich selbst nehme diesen Geruch aber als weniger penetrant war, als den Geruchscocktail, den Wegwerfwindeln im Windeleimer absondern. Wetbags haben sich damit für die Aufbewahrung unserer Stoffwindeln bestens bewährt.
Wie kommen Eltern oder andere Familienmitglieder mit den Stoffwindeln klar?
In unserer Familie waren wir erstmal Paradiesvögel, da niemand Stoffwindel-Erfahrungen hatte. Dafür hatten alle noch das veraltete Bild von Auskochen, komplizierten Strickwindeln etc. im Kopf. Nichtsdestotrotz waren viele Familienmitglieder und Freunde interessiert an unseren modernen Stoffwindeln und haben positiv reagiert.
Alle, die unseren Sohn gewickelt haben, haben wir eine kleine Einführung in die Stoffwindeln gegeben. Beim ersten Mal Babysitten habe ich es jeweils so gemacht, dass ich die Stoffwindel mit den Einlagen bereits vorbereitet habe. Die Größeneinstellung sowie die wichtigsten Punkte habe ich sicherheitshalber auf einen Zettel aufgeschrieben. Das sah dann zum Beispiel so aus:
Liebe Oma, damit das Wickeln klappt:
- Einstellung der Snaps (Druckknöpfe): Jeweils 4 freie Snaps in der 1. Und 2. Reihe
- Stoffwindel vorbereiten: Saugeinlagen in die Stoffwindel legen, Windelfleece drauf
- Sitz: Kind auf das obere Drittel der Stoffwindel legen, schließen und die Beinbündchen nach innen schieben
Viel Spaß und einen schönen Tag, Maria / Mama
Wie habt ihr Euch über Stoffwindeln informiert?
Erster Anstoßpunkt für unsere Idee, Stoffwindeln zu testen, war ein Flyer von Stoffywelt* mit ersten guten Informationen zu modernen Stoffwindeln. Von da ging unsere Reise weiter: Wir wollten vor der Investition so viel wie möglich über die verschiedenen Stoffwindelsysteme wissen. Nur so konnten wir entscheiden, welches der unterschiedlichen Systeme tatsächlich zu unseren Bedürfnissen passt. Wir haben uns im Internet zum Beispiel auf dem Kanal von Youtuberin Aennecken informiert, die ein tolles Video zum Thema „Stoffwindeln für Anfänger“ hat:
Habt ihr eine Stoffwindelberatung gemacht?
Wir haben erst relativ spät von der Möglichkeit einer Stoffwindelberatung erfahren und haben daher selbst keine in Anspruch genommen. Im Nachgang haben wir gelernt, dass es viele Marken mit unterschiedlichen Passformen gibt und nicht jede passt zu jedem Kind. Wir hatten Glück, dass unser ausgewähltes Stoffwindelsystem und auch die Marke gut zu unserem Sohn gepasst haben. So konnten wir insgesamt positive Erfahrungen mit Stoffwindeln sammeln, ohne eine Stoffwindelberatung zu besuchen.
Ein kleiner Tipp: Wir würden beim nächsten Mal mit einem Mietpaket starten, um verschiedene Marken und Modelle auszuprobieren. Eine Stoffwindelberatung kann ebenfalls sinnvoll sein, wenn Du kompakt alle Informationen bekommen und unterschiedliche Stoffwindeln anschauen möchtest. Heutzutage gibt es auch Onlinekurse, zum Beispiel bei der Stoffwindel Akademie:
Was findet ihr an Stoffwindeln besonders gut?
Für mich persönlich sind die Designs der Stoffwindeln besonders schön. Sie zaubern einen unheimlich süßen Popo bei unserem Sohn und sind vor allem im Sommer ein echter Hingucker. Wir haben zum Beispiel Stoffwindeln mit Baustellenfahrzeugen und Eis – die beiden Lieblingswindeln unseres Sohnes – in unserem Repertoire, sowie Stoffwindeln mit Fröschen, Teddybären, Pinguinen und Weltraummotiven. Unsere Wollüberhosen für die Nacht sehen außerdem sehr hochwertig aus.
In Gesprächen mit anderen Eltern und mit meinen Geschwistern haben wir gemerkt, dass unser Sohn im Vergleich sehr selten einen wunden Po hat und noch nie (!) unter Windelpilz litt. Er hatte in der gesamten Wickelzeit nur zweimal einen leicht wunden Po ohne offene, nässende Stellen. Ich denke, das liegt daran, dass Stoffwindeln deutlich hautfreundlicher und atmungsaktiver sind.
Tagsüber war unser Sohn bereits mit 2 Jahren trocken. Das finde ich relativ früh. In den Stoffwindeln hat er seine Ausscheidungen ziemlich schnell und früh wahrgenommen und angekündigt mit zum Beispiel „Mama, Pipi“ oder „Mama nass“.
Ein weiterer wichtiger Punkt war das Thema Müllvermeidung und schonende Ressourcennutzung. Dank unserer täglichen Stoffwindel-Erfahrungen gibt es keine vollen Windelmülleimer und überquellende Restmülltonnen bei uns. Wenn ich bedenke, dass ich meinen Sohn im Durchschnitt etwa 6 Mal täglich gewickelt habe, sparen wir viel Müll und auch Ressourcen, die für die Produktion der Wegwerfwindeln benötigt werden, ein. Unsere Stadt stellt anderen Eltern sogar eine zusätzliche graue Mülltonne zur Verfügung, was ja schon zeigt, wie viel Windelmüll entsteht. Mehr zum Thema Windelmüll erfährst Du auch in diesem Beitrag:
Gab es Herausforderung bei der Verwendung von Stoffwindeln?
Eine Herausforderung beim Testen von Stoffwindeln war für mich die Entfernung von Stuhlgang. Muttermilchstuhl zu entfernen war noch kein Problem, denn dieser ist wasserlöslich und damit verschmutzte Saugeinlagen können ohne Weiteres in die Waschmaschine gegeben werden.
Ab Beikostalter wurde der Stuhlgang fester und musste vorher entfernt werden. Wir haben dann mit Windelvlies gestartet. Davon gibt es unterschiedliche Arten, die den Kot gut auffangen und es möglich machen, die Haufen problemlos in den Restmüll zu geben.
Wir persönlich fanden es allerdings auf Dauer unnötig, immer auf Verdacht ein Vlies einzulegen und Müll zu verursachen. Das ist wahrscheinlich nicht jedermanns Sache, aber wir haben daher die verschmutzten Stoffwindeln mit dem Duschkopf über der Toilette gesäubert. Alternativ haben wir die Stoffwindeln in einem Eimer gelegt und diese dort mit dem Duschkopf abgebraust.
Im Stoffwindel-Test hat sich für uns das All in Two Stoffwindelsystem aus PUL-Überhosen und flexibel einlegbaren Saugeinlagen für den Tag bewährt.
Als Saugeinlagen hatten wir zunächst die Prefolds von Avo&Cado* aus Baumwolle. Baumwolle saugt schnell, dafür aber relativ begrenzt, Flüssigkeit auf. Als unser Sohn älter wurde, haben diese nicht mehr ausgereicht. Wir haben uns dann zusätzlich Booster* aus Bambusviskose gekauft, die die Saugkraft verstärken. Durch die Anschaffung von Boostern konnten wir unsere ersten Prefolds von Avo+Cado* weiternutzen. Zusätzlich haben wir noch Prefolds von Thirsties* aus 50% Hanf und 50% Baumwolle gekauft, die eine sehr gute Saugkraft besitzen.
Da unser Sohn Vielpiesler ist, haben wir auch die saugstärkeren Prefolds oftmals mit einem Booster verwendet. Auf die Saugeinlage legen wir ein Trockenfleece, welches den Po unseres Sohnes gut trocken hält, da es die Flüssigkeit schnell ins Innere leitet. Wir wickeln unseren Sohn etwa alle 3 Stunden – abhängig davon, wie viel er getrunken hat.
Unsere Stoffwindeln Erfahrungen zeigen:
Das Wickeln an sich ist nicht komplizierter oder zeitintensiver als bei Wegwerfwindeln.
Die Stoffwindel ist in wenigen Schritten zusammengesetzt und angelegt. Die nasse Windel lagern wir in einem Wetbag. Wenn unser Sohn ein großes Geschäft gemacht hat, spülen wir diese über der Toilette aus.
Beachten solltest Du, dass Stoffwindeln mehr Platz am Wickeltisch einnehmen als Wegwerfwindeln. Dafür sparen wir jedoch Platz an anderer Stelle. Bei uns kommen aus Gesundheits- sowie Nachhaltigkeitsgründen keine Feuchttücher oder Wegwerfwickelunterlagen zum Einsatz: Wir waschen den Po mit klarem Wasser, manchmal gemischt mit ein bisschen Öl, mit flauschigen Waschlappen* ab und nutzen Moltonunterlagen* oder PUL Wickelunterlagen.
Wir haben immer auch ein kleines Päckchen Wegwerfwindeln auf Vorrat. Diese haben wir als Back Up, sollten wir mal vergessen haben, die Stoffwindeln rechtzeitig zu waschen – oder wenn wir unterwegs zu voll gepackt sind, um noch Stoffwindeln zu transportieren.
Wir denken, dass auch eine Hybridlösung, d.h. Stoffwindeln und Wegwerfwindeln zu kombinieren, eine tolle Alternative für Eltern sein kann
Stoffwindeln Test: Funktionieren Stoffwindeln auch nachts?
Unsere Stoffwindel Erfahrungen zeigen: Ja, Stoffwindeln funktionieren auch nachts!
Anfangs haben wir das gleiche Stoffwindelsystem verwendet wie tagsüber und unser Kind mit PUL-Überhosen und Prefolds gewickelt. Wir haben hier die Saugkraft erhöht, indem wir entweder zwei Saugeinlagen eingelegt oder die Saugeinlage mit einem zusätzlichen Booster verstärkt haben. Irgendwann hat das nicht mehr gereicht und wir haben nachts mit verschiedenen Höschenwindeln in Kombination mit einer Disana Wollüberhose* gewickelt.
Höschenwindeln, die sich für uns bewährt haben, waren zum Beispiel Anavy*, TotsBots* Bamboozle*, Petit Lulu* und Mommy Mouse*. Meistens mussten wir diese Windeln bis zum Morgen nicht mehr wechseln. Falls doch, haben wir uns aber immer einen Wetbag bereitgelegt und eine weitere Höschenwindel vorbereitet, so dass wir nicht mehr aufstehen mussten.
Tipp der Redaktion: Unser Beitrag „Nachtwindeln“ gibt Dir weitere Hilfestellung zu diesem Thema:
Stoffwindel Starterset: Wie viele Stoffwindeln hast Du gekauft, um zu starten?
Wir haben unser Stoffwindelequipment nach und nach aufgebaut. Zunächst wollten wir Stoffwindeln testen und ein Gefühl dafür bekommen, was wir überhaupt benötigen. Den Stoffwindel-Test haben wir erstmal mit 3 Überhosen, 10 Prefolds, einer Höschenwindel und einem Wetbag begonnen. Alles andere kam nach unseren ersten Stoffwindel-Erfahrungen hinzu.
Heute besteht unser Stoffwindelequipment aus:
- 8 PUL Überhosen
- 15 Prefolds aus Baumwolle
- 10 Prefolds aus Hanf & Baumwolle
- 30 Trockenfleece
- 5 Höschenwindeln
- 2 Wollüberhosen
- 2 Wetbags Größe L
- 1 Wetbag Größe M
Wie hoch waren die Kosten für die Anschaffung von Stoffwindeln?
Insgesamt haben wir zwischen 500€ und 600€ ausgegeben. Wir hätten auch günstiger kaufen können, doch uns war wichtig, hochwertige Materialien mit großer Langlebigkeit zu haben, die noch dazu gut sitzen. Da wir wussten, dass wir mit Stoffwindeln wickeln wollten, haben wir uns zur Geburt von vielen Freunden und Angehörigen Gutscheine schenken lassen und konnten damit einen Teil unseres Stoffwindelkaufs bezahlen.
Was würdest Du heute beim Stoffwindelkauf anders machen?
Zwei Dinge würde ich heute mit meinen gesammelten Stoffwindelerfahrungen anders angehen:
Wir haben erst recht spät entdeckt, dass auch Überhosen aus Wolle super simpel und schön sind. Zuerst habe ich gedacht: „Wolle waschen und fetten – das ist mir zu kompliziert.“
Als wir dann selbst Disana Wollüberhosen für nachts gekauft haben und ich merkte, dass das Waschen und Fetten kein Hexenwerk ist, wurde ich ein bisschen wehmütig. Im Stoffwindelshop bei Allerlei Windeln* zum Beispiel gibt es wirklich ein wunderschönes und vielfältiges Stoffwindelangebot. Da hätte ich gern mal was ausprobiert.
Ich würde heute zudem auch Mullwindeln als Saugeinlagen ausprobieren. Mir erschien das zu Beginn kompliziert, aber je mehr ich mich damit beschäftig habe, war ich von den vielfältigen und simplen Anwendungsmöglichkeiten überrascht.
Wie ist der Zustand der Stoffwindeln nach drei Jahren Wickelzeit? Können sie für ein weiteres Kind verwendet werden?
Unsere Stoffwindeln waren die letzten 3 Jahre oft in Benutzung und wurden häufig gewaschen. Insgesamt ist der Zustand in Ordnung und voll funktionsfähig. Hier und da sind Flecken in den Saugeinlagen oder im Trockenfleece. Die Saugeinlagen bekommen an einigen Stellen kleine Löcher, was der Saugkraft aber nicht schadet.
Unsere Stoffwindelerfahrungen zeigen: Die Stoffwindeln können durchaus von einem weiteren Geschwisterchen oder Kindern von Freunden oder Familienangehörigen genutzt werden. Den Verkauf an Unbekannte würde ich für mich persönlich ausschließen.
Stoffwindel-Test: Wie klappt das Waschen?
Nach den bereits beschriebenen Anfängerfehlern haben wir für die Stoffwindeln folgende, gut funktionierende, Waschroutine entwickelt:
- Saugeinlagen (dazu zählen auch Booster und Höschenwindeln) und Trockenfleece werden bei 60°C mit einem Vollwaschmittelpulver gewaschen. Das Vollwaschmittel wird nach Herstellerangaben für mittel oder stark verschmutzte Wäsche dosiert. Unsere Waschmaschine wäscht relativ gut, so dass kein Wasser Plus Programm oder Extra Spülen gewählt werden musste. Im Winter haben wir Saugeinlagen im Trockner getrocknet.
- PUL-Überhosen und Wetbags werden zusammen mit bunter Wäsche bei 40°C in einem Wäschenetz und mit Flüssigwaschmittel gewaschen. Die Überhosen trocknen wir auf der Leine.
- Wollüberhosen waschen wir entweder im Wollwaschprogramm in der Waschmaschine oder per Hand in der Schüssel – jeweils mit einem Wollwaschmittel. Du kannst weitere Wollwäschestücke dazulegen. Wir schleudern die Wäsche mit 400 oder 600 Umdrehungen. Nach dem Waschen fetten wir die Wollüberhosen mit einer Lanolin Emulsion*. Diese lassen wir über Nacht einwirken und rollen die Wollüberhosen am nächsten Tag vorsichtig in einem sauberen Handtuch aus, um sie dann auf der Wäscheleine zu trocknen.
Tipp der Redaktion: Unser Artikel zum Thema „Stoffwindeln wasche“ gibt Dir weitere Hilfestellung zu diesem Thema:
Stoffwindel-Test: Funktionieren Stoffwindeln auch unterwegs?
Wir waren häufig mit der Bahn oder in unserer Heimatstadt München und Umland unterwegs. Auch dabei haben wir gute Erfahrungen mit unseren Stoffwindeln gemacht. Wir haben zu Hause die Stoffwindeln vorbereitet, sodass wir sie schnell anziehen konnten. Ein mittelgroßer Wetbag war immer dabei, um die nassen Stoffwindeln sowie Waschlappen zu verstauen. Damit unser Sohn nicht nackig auf fremden Wickeltischen o.Ä. liegen musste, haben wir immer eine Wickelunterlage aus Molton oder PUL verwendet.
Was ist Dein Resümee nach 3 Jahren Stoffwindeln Erfahrungen?
Insgesamt sind wir sehr zufrieden und auch glücklich, dass wir die Stoffwindeln der neuen Generation entdeckt haben.
Wir können mit Stoffwindeln gleichzeitig die Umwelt, die Haut unseres Sohnes und unseren Geldbeutel schonen.
Das sind für uns drei schlagende Argumente für das Wickeln mit Stoff. Zudem macht es viel Spaß, mit ihnen zu wickeln und die tollen Motive anzuschauen. Mit zunehmendem Alter unseres Sohnes haben wir das Gefühl, dass auch er sich sehr an den Tieren und Designs der Stoffwindeln erfreut. Wir würden uns jederzeit wieder für Stoffwindeln entscheiden.
Stoffwindeln Erfahrungen von Vätern: Was sagen Männer?
Wir haben Väter interviewt und ihnen folgende Fragen gestellt:
- Wie war es bei Dir damals, als es um das Thema Wickeln ging?
- Warst Du direkt begeistert von der Stoffwindel?
- Was waren am Anfang Deine Bedenken?
- Welche Stoffwindeln Erfahrungen hast Du gemacht und wie ist heute Deine Haltung zu dem Thema?
Für mich war es irgendwie klar, dass wir Stoffwindeln benutzen (im Öko-Haushalt aufgewachsen und tendenziell alternativ eingestellt). Anfangs hab ich nachts Falttechniken bei YouTube gelernt und wir hatten auch zuhause ein echt kompliziertes System (die mit den Bändeln/Strickbindewindeln). Da dachte ich dann schon „krass wie alternativ wir sind und ich kann schon nachvollziehen warum andere das nicht tun“.
Als meine Frau dann ziemlich schnell neuere Systeme (Überhosen für Einlagen/Mullis/Prefolds) angeschafft hat, hab ich gemerkt, dass das ja total komfortabel ist und in Kombination mit Töpfchen echt optimal für alle Beteiligten. Pampers für unterwegs kann ich verstehen (auch wenn ich lieber einen Sack mehr mitnehme für Stoffwindeln), aber warum man die zu Hause nutzen sollte erschließt sich mir weder aus ökonomischen (Kosten, Aufwand zum Müll runterbringen) noch ökologischen (Müll, Geruch) Gründen.
Unter meinen Kollegen sind Stoffwindeln auch als die bessere Lösung akzeptiert, machen zwar nicht alle, aber die ökonomischen Argumente für Stoffwindeln haben überzeugt. Das fand ich eine sehr positive Erfahrung, besonders weil in meinem Beruf (Maschinenbauer) eher wenig Ökos unterwegs sind.
Patric G.
Mir war bewusst, dass meine Lebensgefährtin im Wochenbett alle Unterstützung benötigen würde und ich die ,,hygienische“ Versorgung des Kindes übernehmen müsste. Darüberhinaus leben wir im 21. Jahrhundert, was für mich heißt, dass jeder Mann, der das Wickeln und sämtliche vielleicht hygienisch unattraktiven Versorgungsaspekte von Babys oder Kindern gerne als mütterliche Aufgabe abtut, seine Grundhaltung ordentlich überdenken sollte. Ich merke grad, dass ich bereit wäre ins philosophisch-gesellschaftskritische Milieu abzudriften; aus meiner Sicht gehört Wickeln zu den absolut erforderlichen Grundskills aller Elternkonstellationen (Frau/Mann, Frau/Frau, Mann/Mann), daher war bei uns das Thema Wickeln nur unter dem Modus ,,wie“ Gespräch, nie ,,wer“.
Anfangs war ich nicht unbedingt begeistert. Doch als ich mich mit der Historie von Windeln auseinandergesetzt habe (inspiriert von meiner Lebensgefährtin), ist mir die Absurdität von Wegwerfwindeln bewusst geworden, nämlich als ein vor Dekaden implementiertes Luxusprodukt, was ein eigentlich gut funktionierendes System in der 1. Welt (und bedauerlicherweise so langsam auch in der 3. Welt, ähnlich wie Milchpulver/,,Formula“) fast ersetzt hat durch eine massive Werbekampagne, die bis heute anhält. Man denke an die Gratisproben bei Klinikgeburten, Geschenktüten in Drogerien, Gutscheinaktionen etc. Darüber hinaus wurden wissenschaftlich belegt Bedenken geäußert unter Fokussierung auf den Aspekt (Studie der Uni Kiel von 2000), dass die exotherme Reaktion bei den saugfähigen Windeln in Kombination mit der Plastikdichtung einen Temperaturanstieg in den Hoden bewirkt; aus Sicht der Forscher bestünde ein Zusammenhang mit steigender männlicher Infertilität sowie steigenden Hodenkrebs-Fällen.
Selbstverständlich waren Wegwerfwindeln in den 60er Jahren praktischer, da man Windeln nicht mehr auskochen musste (sofern sie überhaupt benutzt wurden); in den späten 60er Jahren und frühen 70er Jahren setzte sich jedoch die Waschmaschine für den Privathaushalt langsam durch, sodass hier ein Umdenken hätte stattfinden können aufgrund des nunmehr vergleichsweise geringen Aufwandes, Wäsche sauber zu halten.
Meine einzigen Bedenken waren, dass es vom Geruch her etwas unangenehm werden könnte; tatsächlich ist der Hauswirtschaftsraum, sofern wir mit einer Wäscheladung Stoffwindeln 2-3 Tage warten, etwas geruchsdominiert von den Stoffwindeln. Nachdem wir jedoch mit unseren Nachbarn um den Platz in der Restmülltonne kämpften (wir hatten die ersten 2 Wochen nach der Geburt Wegwerfwindeln im Einsatz), die zeitgleich auch ein Baby bekommen hatten, waren auch die initialen Bedenken angesichts eines prallen, miefenden Restmüllcontainers schnell verworfen.
Sofern man sich an die Regeln zur Säuberung, Pflege und Lagerung hält, sind Stoffwindeln für Eltern, die sich für eine müllärmere Welt einsetzen und sich gerne mal mit einem partiell,,umweltbewussten Lebensstil“ brüsten wollen, unabdingbar, da Wegwerfwindeln die Müllproduktion eines Haushaltes bis zu mehrere Jahre dominieren könnten. Ich empfehle jedem werdenden Elternpaar aus meinem Umfeld – nie zu dogmatisch, idealerweise bei passender Gelegenheit – Stoffwindeln zu erwägen. Die persönliche Zufriedenheit steigt durch das Festhalten an dem Prinzip, außerdem haben wir durch das Benutzen von Stoffwindeln relativ früh mit Abhalten angefangen, was erfreulicherweise dazu geführt hat, dass unser Sohn mit 14 Monaten die großen Geschäfte überm Töpfchen oder der Toilette verrichtet hat. Das eigene Bedürfnis nach Sauberkeit sollte Kleinkindern nie abgesprochen werden, da sie in diesem Aspekt schon zügig ihren Willen äußern können, wie wir (wider meines Erwartens) an unserem Sohn erkennen konnten.
Tristan S.
Ich habe am Anfang meine Freundin gar nicht für voll genommen, als sie mit dem Thema anfing. Wir wohnen in Sachsen, mit Stoff zu wickeln war für mich ein Relikt der DDR, ich wusste nicht, dass dies überhaupt noch praktiziert wird. Am Anfang war ich so gar nicht begeistert von der Idee: Die viele Wäsche, umständlich in der Anwendung.
Dann hat meine Frau eine Liste zusammen gestellt, was wir alles brauchen, da kommen schon ein ganz paar Euro zusammen. Wir hatten keine „all in one“, sondern Überhosen mit Einlage. Meine Freundin hat dann immer vorgefaltet, so dass ich es nicht so schwer hatte. Ich war mir trotzdem nicht sicher, ob die Stoffwindeln dann wirklich dicht halten, es nicht sogar schädlicher für die Kleine ist, da der Popo immer Kontakt hat zu den nassen Einlagen, Wegwerfwindeln fühlen sich ja bis zu einem gewissen Punkt trocken an, obwohl schon Pipi drin ist. Auch wusste ich nicht ob ich die Windeln nach dem „Großen Geschäft“ auswaschen kann, ohne dass es mich würgt, aber das hat mich absolut gar nicht gestört.
Also nach kurzer Eingewöhnung war es für mich völlig normal, auch das Wäsche waschen und alles drum herum hat mich nicht gestört. Auch, dass das Baby dann ca. alle 2 Stunden gewickelt werden musste – ich fand es eher unnatürlich, wenn wir Besuch hatten mit kleinen Babys, welche dann 5 Stunden und mehr nicht gewickelt wurden. Zu 100% war ich dann überzeugt, als unser Baby Durchfall hatte und wir sicherheitshalber für eine längere Fahrt Wegwerfwindeln gekauft hatten, dieser chemische Geruch hat mich so abgeschreckt, dass ich froh war, dass meine Freundin es unbedingt probieren wollte. Wenn ich im Freundeskreis gefragt werde, empfehle ich defintiv das Wickeln mit Stoffwindeln, und für Baby Nummer 2 brauchen wir in der Hinsicht nichts mehr kaufen.
Manuel M.
Ich war damals relativ neutral gegenüber der Stoffwindel, hatte mir da am Anfang kaum Gedanken gemacht. Meine Frau war aber Feuer und Flamme, also dachte ich mir, ich höre mir das mal an. Nachdem ich mich dann auch etwas eingearbeitet habe, war für mich vor allem der finanzielle Aspekt (weniger Kosten bei 2+x Kindern & kürzere Zeit bis komplett trocken) überzeugend.
Bedenken hatte ich am Anfang jedoch trotzdem ein paar, da Stoffis ja nicht unbedingt Mainstream sind und ich mich gefragt habe, ob das nicht noch mehr, mir unbekannte, Gründe hat. Nachdem wir bei den Großeltern dann allerdings häufiger auch mal mit WWW wickeln mussten, war ich vollends überzeugt. Zumindest für mich sind Stoffis einfach angenehmer. Sie riechen (subjektiv) weniger, waschen muss man mit Kind sowieso dauernd und auf den ganzen Müll hatte ich überhaupt keinen Bock.
Das Argument, das sie widerlicher sind weil man sie nicht einfach wegwerfen kann finde ich zudem nicht ausschlaggebend, da die meisten Windeln ja sowieso immer halb so wild sind. Und wenn dann halt mal Durchfall ist, kann man ja noch immer überlegen auch mal eine WWW als kurzfristige Alternative zu nehmen. Dazu sind Stoffwindeln auch irgendwie charmant, wenn man sich ein paar nette rausgesucht hat.
Ich würde Stoffwindeln auf jeden Fall wieder nehmen und empfehle sie auch jedem weiter. Meiner Meinung nach sind sie definitiv das bessere System und mit der richtigen Einstellung und ein bisschen Einarbeitung sind sie phänomenal.
Jan R.
Bild- & Videonachweis:
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- Titelbild: Martin Bären www.baerenkind.de*
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